Feuerwehr-Führungskräfte in Neustadt/Aisch
14.06.2013, 17:06 Uhr
Mit diesem dichten Netz an Einsatzkräften unterscheide sich Deutschland von anderen Ländern in Europa, ließ der Fachberater für den Brandschutz bei der Regierung von Mittelfranken, Horst Settler, am Rand der Tagung wissen. Dass Bayern dabei führend und im Notfall schnelle und organisierte Hilfe gewährleistet sei, „ist politisch gewollt“ und habe sich ganz aktuell bei den Hochwassereinsätzen bewährt.
Dass bei diesen die Region von den 21 „angeordneten Katastrophenfällen“ in Bayern - Rekord seit Kriegsende – verschont geblieben sei, führte Branddirektor Torsten Kraemer vom Innenministerium aus. Er würdigte bei der Schilderung der Extremsituationen in Südbayern das ausgezeichnete Zusammenwirken von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Bundeswehr ebenso wie bürgerschaftliches Engagement etwa der 2000 Studenten, die sich – wie berichtet - über Facebook zu Hilfseinsätzen organisiert hatten. Insgesamt seien 60.000 Helfer im Einsatz gewesen, davon alleine 45.000 von den Feuerwehren.
Dass es für die Feuerwehren aus Mittelfranken keine Anforderungen in die Katastrophengebiete gegeben habe - was zu Irritationen führte - erklärte Abteilungsleiter Walter Leuner, Bereichsleiter Feuerwehr bei der Bezirksregierung, mit ausschließlich logistischen Gründen. Auch er sah mit den Hochwassereinsätzen die Bedeutung der Feuerwehren bestätigt.
Frauen zu Gast bei "adidas"
Leuner statte allen Einsatzkräften Anerkennung für ihre „immer während gute Arbeit“, sowie ihren Frauen den Dank für das Verständnis für die Einsätze ihrer Männer zu allen Tages- und Nachtzeiten ab. Während die Führungskräfte sich bei der Tagung mit Digitalfunk, Fahrzeugwesen oder Feuerwehrrecht befassten, waren ihre Frauen Gäste bei „adidas“ in Scheinfeld sowie im „Aischgründer Karpfenmuseum“ in Neustadt.
Dass im Landkreis über 5500 Männer und Frauen in 188 Freiwilligen Feuerwehren sowie zwei Werks- und einer Betriebsfeuerwehr ihren Dienst leisteten und 560 Jugendliche die weitere Sicherung der gewachsenen Strukturen gewährleisten sollten, nannte amtierender Landrat Helmut Weiß als die glänzende Seite der Medaille. Deren Kehrseite markierten die Auflösung einer Ortswehr mangels ausreichender Mannschaftsstärke – „wohl nicht die letzte“ - sowie der Verlust von 124 Aktiven und 151 Jugendlichen; „ein Trend, den es aufzuhalten“ gelte. Es sei allerdings nicht leicht, heute noch junge Leute für eine Aufgabe dauerhaft zu binden, wozu die Bereitschaft überall sinke.

Weiß sprach die allgemeine Anspruchs- und Erwartungshaltung des jederzeitigen schnellen Einsatz, der natürlich nicht kosten dürfe, an. Die Feuerwehr werde als Teil der Daseinsfürsorge wie Wasser oder Strom angesehen. Der Landrat würdigte die Führungskräfte als Vorbilder, Neustadt Bürgermeister Klaus Meier das Wirken, junger aktiver Kommandanten und eines gut geführten Feuerwehrvereins: „Die Wehr in Neustadt ist hervorragend aufgestellt“. Sie habe bei der Stadt „immer ein offenes Ohr“, zumal ja der Kreisbrandrat Mitglied des Stadtrates sei. Meier verwies auf hohe Investitionen in die Ausrüstung sowie auf den Beschluss für einen modernen Neubau des Feuerwehrhauses und nannte die Einrichtung der Atemschutzwerkstatt einen Meilenstein. Mit alledem komme zum Ausdruck, wie hoch man die „ausgesprochen wertvolle Arbeit der Feuerwehr“ schätze.
Immenses „Schutzgebiet“
Kreisbrandrat Alfred Tilz machte die Ausdehnung des 1267 Quadratkilometer großen „Schutzgebietes“ der Wehren im Landkreis mit einer Nord-West-Ausdehnung von 55 Kilometern sowie 35 Kilometern von nördlichsten bis zum südlichsten Ort. Vier Inspektoren und 17 Kreisbrandmeister stünden in der Verantwortung für 188 Feuerwehren mit 6099 Aktiven. 694 Einsätze im letzten Jahr bedeuteten, dass etwa zweimal pro Tag ausgerückt worden war – ehrenamtlich!
In zwei Fachvorträgen befasste sich die Bezirksversammlung der Freiwilligen und zwei Berufsfeuerwehren (Nürnberg und Fürth) mit dem „Kampfmittelräumdienst“, wozu ein Experte aus der Praxis der Bombenentschärfung berichtete. Die Gefährdung durch Kohlenstoffmonoxid auch für Einsatzkräfte mit möglichen schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen war ein ein weiteres Thema. Den Führungskräften erstattete zudem der Vorsitzende des Bezirksfeuerwehrverbandes Mittelfranken, Kreisbrandrat Dieter Marx, seinen Bericht.
„Neustadt in Europa“ zu Gast
Die Delegiertenversammlung der „Feuerwehren Neustadt in Europa“ sowie der Kommersabend der gastgebenden Neustädter Feuerwehr zu ihrem 150-jährigen Bestehen werden weitere Veranstaltungen im Rahmen des Festprogrammes sein. Als dessen Höhepunkte für die Öffentlichkeit gelten der Bezirksfeuerwehrtag auf dem Festplatz der Kreisstadt mit vielfältigen praktischen Vorführungen und einer „Oldtimerparade“ (Samstag, 15. Juni) sowie der Festzug tagsdarauf mit über 2500 Teilnehmern sein.
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