Huckepack-Bahnhof in Ermetzhofen bleibt Vision
16.01.2011, 15:43 Uhr
Seit 20 Jahren bemüht sich Wunderlich darum, wahlweise eine Verladeanlage in Ermetzhofen zu errichten, an der ganze Lkw auf die Schiene wechseln könnten (Stichwort rollende Landstraße). Alternativ kann er sich einen kombinierten Haltepunkt vorstellen, wo nur die Auflieger oder Container von der Straße weg auf die Schiene verlagert werden. Zählungen habe es bereits an den Autobahnen A 3, A 6 und A 7 gegeben, erzählte Wunderlich von Verhandlungen in der Vergangenheit, während derer er grundsätzlich auf Zustimmung gestoßen war. Auch habe sich Ermetzhofen als optimaler Standort erwiesen. „Alle beteiligten Stellen“ seien sich einig, dass es zum Kollaps komme, wenn der Güterverkehr auf der Straße weiter zunehme. In der Praxis blieb die Investorensuche, die Wunderlich nach eigenen Worten bis nach Wien führte, bislang ergebnislos.
Auch Staatssekretärin Katja Hessel bestätigte Wunderlich grundsätzlich in seinen Bemühungen. Mehr als einen Ansprechpartner im Wirtschaftsministerium konnte aber auch sie ihm nicht nennen. Als Hauptmanko nannte die FDP-Politikerin das mangelhaft ausgebaute Schienennetz in ganz Deutschland. Zwar gibt es eine bundesweit agierende Gesellschaft, die für den Bau von Verladestationen zuständig ist, Fördergelder sind laut Katja Hessel ebenfalls abrufbar. In der Theorie „wollen alle“, dass es zu einer Verlagerung des Güterverkehrs kommt, bekräftigte sie. Eine Lösung bleibt dennoch zunächst aus, selbst wenn Landrat Walter Schneider in einem Brief an die Staatssekretärin die Hoffnung äußert, dass das bereits ausgearbeitet Konzept „nicht in der Schublade verstaubt“.
Ein weiterer Punkt, der anlässlich des Besuchs von Katja Hessel angesprochen wurde, war von Bürgermeister Reinhard Streng beabsichtigte Reaktivierung des Bahnhofes von Langenfeld. Ohne Umschweife bekannte die Staatssekretärin, in diesem Fall eine Verbesserung nicht versprechen zu können und „momentan relativ wenig Hoffnung“ zu haben, dass eine Wiedereröffnung tatsächlich kurzfristig ein Thema werden könnte. Der eng bemessene Fahrplan für die viel befahrene Bahnstrecke zwischen Nürnberg und Würzburg lässt nach ihrer Erkenntnis einen zusätzlichen Halt in Langenfeld nicht zu.
Mit einer raschen Umsetzung hatte Bürgermeister Streng gar nicht gerechnet, „wir sind Realisten“ bekannte er. Um die Attraktivität des Landkreises zu sichern und eine Abwanderung zu verhindern, wollte er aber die Region in Erinnerung rufen. Als einzige Strecke aus dem Ballungsraum Nürnberg heraus sei der Landkreis der einzige, wo derzeit weder eine S-Bahnlinie gebaut wurde noch aktuell entstehe oder zumindest in Planung sei. „Das dürfen wir als Region nicht hinnehmen.“ Streng befürchtet einen „massiven Verlust an Substanz“.
Aus dem gleichen Grund hatte Landrat Schneider die Diskussion um die geplante Sanierung der Bahnbrücke bei Emskirchen auf die Tagesordnung gesetzt. Wie berichtet taucht diese in den Plänen der Bahn nur zweigleisig auf, damit wäre eine Anbindung des Landkreises an das S-Bahn-Schienennetz auf Dauer verbaut, so die Befürchtungen. Emskirchens Bürgermeister Harald Kempe bezeichnete den Landkreis denn auch als Verlierer im Investitionsplan der Bahn. Ihm konnte Katja Hessel zumindest versichern, dass Gespräche geführt werden und ein „Schildbürgerstreich“ nicht zu erwarten sei. Ein solcher wäre es in ihren Augen, würde die bestehende Brücke zweigleisig gebaut, um wenig später festzustellen, dass ein dreigleisiger Ausbau doch wünschenswert gewesen wäre. Derzeit läuft noch eine so genannte Korridoruntersuchung, um unterschiedliche Möglichkeiten eines S-Bahnverkehrs in der Region zu überprüfen.