1. Januar 1967: Nürnbergs Frau Minister macht Visite

1.1.2017, 07:00 Uhr
1. Januar 1967: Nürnbergs Frau Minister macht Visite

© Gerardi

Diesen Satz stellte der Bundesminister für Gesundheitswesen, Frau Käte Strobel, der kurzen Ansprache voraus, mit der sie gestern im Rathaus für die herzliche Begrüßung durch Oberbürgermeister Dr. Urschlechter dankte. Es war nicht nur der erste offizielle Besuch der Ministerin in ihrer Vaterstadt, es war auch das erste Mal, daß die Stadt einen Nürnberger Bundesminister willkommen heißen konnte.

1. Januar 1967: Nürnbergs Frau Minister macht Visite

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Nachdem sich die Ministerin in das Gästebuch des Oberbürgermeisters eingetragen hatte, gab die Stadt noch einen Empfang in der Teestube des Hochhauses, zu dem auch der ärztliche Direktor des Städtischen Krankenanstalten, Obermedizinaldirektor Prof. Dr. Walter Schäfer, und Verwaltungsdirektor Hans Weist mit ihren Damen teilnahmen. Es gab dabei bereits manches fachliche Gespräch aus dem Aufgabengebiet der Ministerin.

Sie ist sich darüber im klaren, daß ein Berg von Schwierigkeiten vor ihr liegt und daß auch unpopuläre Maßnahmen getroffen werden müssen, um den Staatshaushalt in Ordnung zu bringen. Ihrer bisherigen umfangreichen Tätigkeit im Europäischen Parlament trauert sie etwas nach. „Ich bin noch nicht ganz glücklich geworden im neuen Amt“, gibt sie unverhohlen zu, „aber die neuen Aufgaben faszinieren mich geradezu.“

Mit den Verhältnissen in Nürnberg ist Frau Käte Strobel ja von Kindheit auf vertraut, sie hat den Wahlkreis nun fast zwei Jahrzehnte lang im Landtag und Bundestag vertreten und sie ist sicher, daß sie auch im neuen, verantwortungsvolleren Amt den Menschen helfen und die soziale Gesinnung vertreten kann, die sie und ihren Gatten schon in jungen Jahren zur Jugendbewegung und zur Sozialdemokratischen Partei geführt hat. Der Empfang verlief erfreulich unkonventionell, man merkte, daß die Ministerin in Nürnberg mit langjährigen Freunden zusammentraf: die Anrede „Frau Bundesministerin“ wechselte im Gespräch häufig mit dem vertraulicheren „Käte“.

Gerne nahm die Bundesministerin die Einladung des Oberbürgermeisters an, nach dieser ersten mehr oder weniger persönlichen Fühlungsnahme der Stadt Nürnberg im April 1967 einen offiziellen, ganztägigen Staatsbesuch abzustatten. Dabei sollten Krankenhäuser, Altersheime, das städtische Gesundheitsamt und andere soziale Einrichtungen besichtigt werden.

Die Stadt Nürnberg jedenfalls – das zeigte bereits dieser erste Besuch – hat im neuen Bundesminister für das Gesundheitswesen einen Freund, der mit den Sorgen und Nöten der Stadt aufs genaueste vertraut ist.

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