13. Februar 1967: "Weltmesse des Spielzeugs" eröffnet

13.2.2017, 07:00 Uhr
13. Februar 1967:

© Ulrich

Nach ihrer Eröffnung durch Ministerpräsident Goppel am Samstag wurden bis gestern abend schon fast 11.000 Einkäufer gezählt, während die Messe 1966 zur gleichen Zeit 10.000 Fachbesucher hatte. Die Zahl der ausländischen Gäste hat sich dabei mit 2.500 nicht verändert.

Bemerkenswert war gestern außerdem die positive Einstellung der Einkäufer. Damit zeigte die „Weltmesse des Spielzeugs“, wie sie der Nürnberger Oberbürgermeister Dr. Urschlechter bei der Eröffnung nannte, daß das Vertrauen in die künftige wirtschaftliche Entwicklung doch wieder zugenommen hat.

"Stimmungsbarometer"

13. Februar 1967:

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Auf die Bedeutung, die der Messe gerade in diesem Jahr zukommt, hatte auch der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Fritz Berg, in seiner Eröffnungsrede hingewiesen: "Die Blicke weiter Kreise der deutschen Wirtschaft richten sich heute nach Nürnberg. Denn die Spielwarenmesse ist die erste große Messe in diesem Jahr und kann daher zu einem wichtigen Stimmungsbarometer werden."

In allgemeinen Ausführungen zur Lage meinte Berg, daß "uns möglicherweise noch einige bittere Monate bevorstehen, bis Produktion und Beschäftigung wieder ansteigen". Er verwahrte sich jedoch gegen "Pessimismus und Krisengeschrei" und rühmte die Maßnahmen der neuen Bundesregierung zum Ausgleich des Haushalts und zur "Wiederankurbelung der öffentlichen und privaten Investitionen".

13. Februar 1967:

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Es verdiene Respekt und Sympathie, mit welcher Entschlußkraft die Regierung die Lösung dieser schwierigen Probleme angepackt habe. Seit dem Regierungswechsel sei eine bemerkenswerte Vertrauensstärkung zu beobachten. Besonders anzuerkennen sei – von wenigen Verbrauchssteuern abgesehen – der Verzicht auf das bequeme Mittel der Steuererhöhung. Allerdings trug der Industriepräsident auch eine Reihe von Problemen und Sorgen vor. So kritisierte er die Lohnforderung der IG Metall in Nordrhein-Westfalen: "Da kann man nur noch fassungslos den Kopf schütteln." In diesem Jahr komme es nicht auf die Erfüllung utopischer Lohnforderungen an, sondern auf die Erhaltung der Arbeitsplätze.

"Neue Antriebskräfte schaffen"

Nach Berg befaßte sich auch der bayerische Wirtschaftsminister Dr. Otto Schedl ausführlich mit der allgemeinen Lage. Er erklärte unter anderem: "Die Bundesregierung hat mit entschlossenem Griff nach den unproduktiven Ausgaben den Haushalt ins Gleichgewicht gebracht. Die Länder und Gemeinden werden sich diesem Vorgehen nicht entziehen können … Nach der Wiederherstellung des allgemeinen Vertrauens in stabile Verhältnisse kommt es nunmehr darauf an, der Wirtschaft neue Antriebskräfte zu vermitteln."

Die deutschen Spielwarenhersteller forderte der Minister auf, ihre Produktion noch mehr als bisher auf die Bedürfnisse des in- und ausländischen Marktes abzustellen. Die deutsche Spielwarenbranche sei vor die Aufgabe gestellt, sich im internationalen Marktgeschehen bei nicht nur freien, sondern zuweilen "leider auch manipulierten" Wettbewerbsverhältnissen zu behaupten.

Im vergangenen Jahr hätten die Spielzeughersteller und -händler noch günstige Ergebnisse erzielen können, wenngleich sich die Anfang 1966 gehegten Hoffnungen nicht voll erfüllten.

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