14. Juli 1967: Ein Meilenstein im Straßenbau

14.7.2017, 07:00 Uhr
14. Juli 1967: Ein Meilenstein im Straßenbau

© Gerardi

Kurz nach elf Uhr durchschnitt das Spitzen-Quintett – Regierungspräsident Karl Burkhardt, die beiden Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter (Nürnberg) und Kurt Scherzer (Fürth), Bürgermeister Franz Haas und Baureferent Heinz Schmeißner – das quergespannte rot- weiße Band und startete zur Jungfernfahrt auf dem drei Kilometer langen Schnellstraßen-Abschnitt zwischen der Jansen- und Kurgartenbrücke, der fast 49 Millionen DM gekostet hat.

43 Jahre lang haben die Nürnberger auf diesen Startschuß warten müssen, denn Professor Jansen hat – weitblickend – schon 1924 die Pläne zu Papier gebracht, die durch böse Ereignisse wie die Wirtschaftskrise, den Weltkrieg mit den schlimmen Jahren nach 1945, immer wieder durchkreuzt wurden.

14. Juli 1967: Ein Meilenstein im Straßenbau

© Gerardi

Außer dem Regierungspräsidenten und den Oberbürgermeistern der Nachbarstädte waren die Landräte, die Vertreter der Bundesbahn, der zuständigen Bundes- und Landesministerien sowie der halbe Bauhof – von den Ämterchefs und Ressortleitern bis zu Schmeißners Sekretärin Erika Weinhöppel – zum Treffen unter blauem Sommerhimmel erschienen. Sie beschatteten die Augen, blickten gen Westen, wo das Asphaltband im Dunst verschwand, bewunderten die Brückensilhouette und nickten beifällig in die Runde, das Werk und seine Meister lockend. Dann aber schenkten sie dem Baureferenten ungeteilte Aufmerksamkeit, der in seiner Rede auf die Stadtautobahn deren lobenswerte Eigenschaften pries.

Mit der Jansenbrücke und dem Sigmundstraßen-Tunnel besitze die Stadt zwei wichtige Verbindungen quer zur Schnellstraße und der Bundesbahn, die die Stadt von Westen nach Osten in zwei Hälften teilt. "Die Tunnels in der Stadt werden entlastet", erklärte Heinz Schmeißner und fuhr fort, die vierspurige Trasse auf dem früheren Ludwig-Main-Kanal gewinne noch mehr Bedeutung, wenn eines Tages das Stück von der Kurgartenbrücke bis zum Autobahn-Anschluß in Eltersdorf fertig ist.

Nach dem Baufachmann erklomm Kommunalpolitiker Dr. Urschlechter das Podium. "Als der Stadtrat im Mai 1959 dem Vorhaben zustimmte, wußte niemand, wohin die Reise ging. Heute, wo wir mit dem U-Bahn-Bau vor einer ähnlichen Entscheidung stehen gibt es leider Bedenken. Ich wünsche mir, daß der Rat jetzt genauso viel Mut zeigt", kritisierte das Stadtoberhaupt die kommunalpolitische Opposition, die zwar nichts gegen eine U-Bahn einzuwenden hat, aber vorher geklärt wissen will, wie das Geld dafür aufgebracht werden kann. Außerdem machte Dr. Urschlechter den Bürgern klar: "Nur diejenigen Städte können bestehen, die mit den Verkehrsproblemen fertig werden. Wir müssen uns darüber im klaren sein, daß wir dafür auch Opfer zu bringen haben".

Beide aber – der Oberbürgermeister und sein Baureferent – rühmten die Zusammenarbeit mit der Bundesbahn und den Fürthern beim der Stadtautobahn. Und sie bedankten sich bei Bund und Land, die 20 Millionen Mark Zuschüsse lockergemacht haben, wie bei der Stadt Fürth, die sich mit einer Million Mark beteiligt hat.

Für das viele Geld ist zwischen 1960 und 1967 ein Meisterwerk der Brücken- und Straßenbaukunst entstanden, das zwar "nur" drei Kilometer Lang, aber mit sieben Bundesbahnbrücken, vier Straßenbrücken, zwei Rad- und Fußweg-Überführungen und dem Trogbauwerk für die Sigmundstraße gespickt ist. Wenn der Autofahrer mit Tempo 70 über die neue Strecke rollte, wird er sich kaum darüber klar werden, daß allein die Brücken 41 Millionen Mark verschlangen.

Freilich, zunächst endet die Schnellstraße und damit der Hauch von Ferne und weltstädtischer Aufgeschlossenheit an der Jansen- und Kurgartenbrücke. Der gestern freigegebene West-Ast-Abschnitt übernimmt während der Zeit, in der auf der Fürther Straße zwischen der Stadtgrenze und der Ringbahn die Straßenbahn auf Stelzen gesetzt wird, die Verbindung von Nürnberg und Fürth. Seit gestern rollt schon der Verkehr von Fürth nach Nürnberg über die brandneue Strecke, in der Fürther Straße werden ab Montag neue Sperren fällig.

Von lokalen zu überregionalen Ehren wird die Stadtautobahn erst dann gelangen, wenn der ganze dreistrahlige Stern vollendet und an die Autobahnen nach Frankfurt, München, Regensburg, an Langwasser und den Hafen angeschlossen ist. Obwohl bis dorthin noch viel Wasser die Pegnitz hinabfließt, ist Heinz Schmeißner – er nannte gestern als zweiten Schritt den Bau des Süd-Astes vom Hafen zur Nopitschstraße – optimistisch und keineswegs abergläubisch. In irritierte nicht im geringsten, daß ausgerechnet ein 13. als "Meilenstein im Straßenbau" in die Annalen eingeht. "Wir haben die Eröffnung nur deswegen auf den 13. gelegt, weil bekanntlich 13 Brückenbauwerke errichtet worden sind", meint er unerschütterlich.

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