4. August 1967: Flammenmeer auf der Autobahn

4.8.2017, 07:00 Uhr
4. August 1967: Flammenmeer auf der Autobahn

© Friedl Ulrich

Aus noch ungeklärter Ursache schleuderte ein in Richtung Nürnberger Kreuz fahrender amerikanischer Lastwagen plötzlich, prallte gegen die linke Leitplanke, wurde nach rechts herübergerissen und geriet in Brand. Die hochexplosive Benzinladung entzündete sich und verwandelte in einem Augenblick das Auto und seine beiden Insassen, die Teerdecke der Fahrbahn, die Leitplanken und das Gebüsch ringsum in ein hoch aufloderndes Flammenmeer.

4. August 1967: Flammenmeer auf der Autobahn

© Friedl Ulrich

Aus dem schlingernden Wagen wurde der Beifahrer ins Freie geschleudert. Mit fürchterlichen Brandwunden und offensichtlich unter den Einwirkungen eines schweren Schocks taumelte er hilflos über die Autobahn. Sein Kollege am Steuer wurde durch die Explosion auf der Stelle getötet. Erst viel später, als die unmittelbare Gefahr gebannt war, konnte er aus seinem ausgeglühten Fahrzeug geborgen werden.

Durch das Gewühl der kilometerlang sich stauenden Fahrzeuge, die sämtliche Fahrbahnen blockierten, mußten sich die Wagen der Nürnberger Feuerwache Ost mühsam einen Weg zur Unfallstelle bahnen. Im Nu hatten sich zahllose Schaulustige eingefunden, die in die meterhoch auflodernden Flammen starrten, dem brennenden Fahrzeug viel zu nahe kamen und nur mit Gewalt zurückgehalten werden konnten. Selbst Familienväter mit kleinen Kindern hasteten, oft auch mit Kameras und Feldstechern bewaffnet, in Richtung des riesigen Rauchpilzes, der meilenweit über der Unfallstelle zu sehen war. Sie wollten unbedingt einen Blick auf das Lastauto und den danebenliegenden verkohlten Fahrer werfen.

Nur die Besatzung eines Würzburger Sanitätswagens, der mit einem BRK-Helfer und einer Schwester zufällig auf der anderen Fahrbahn vorbeifahren wollte und anhalten mußte, handelte tatkräftig und verantwortungsvoll. Sie holten den ziellos über den Grünstreifen torkelnden amerikanischen Beifahrer ein, geleiteten ihn zu ihrem Wagen und versuchten dort, seine schrecklichen Brandwunden im Gesicht und am Rücken, an beiden Armen und Beinen vorsichtig zu verarzten. Dann brachten sie ihn mit höchster Geschwindigkeit in die Hautklinik der Nürnberger Krankenanstalten.

„Mir fiel in der Eile kein anderes Krankenhaus ein“, berichtete der Würzburger BRK-Helfer Josef Titterich. Zusammen mit Schwester Hildegund Röll von der Würzburger Luitpoldklinik versuchte er, dem Schwerkranken so gut wie möglich zu helfen. In der Hautklinik wurde beschlossen, den lebensgefährlich Verletzten erst dann ins US-Hospital an der Rothenburger Straße zu transportieren, wenn sein besorgniserregender Zustand sich gebessert hat. Den Männern der Nürnberger Feuerwache Ost, die unter ihren Einsatzleitern Oberinspektor Heinrich Regler und Brandrat Reinhard Mengel mit einem Tanklöschwagen und einem einfachen Löschwagen sowie einem Trockenlöschfahrzeug an die Unfallstelle gekommen waren, blieb nichts anderes übrig, als mit C- und Pulverrohren ein Ausbreiten der Flammen zu verhindern. Immer wieder mußten die 17 Feuerwehrleute dabei auch noch Neugierige zurückrufen, die einfach nicht einsehen wollten, daß das unaufhörlich auslaufende Benzin zu explodieren drohte. Drei Stunden lang, von 15 Uhr bis 18.15 Uhr, war die Fahrbahn in Richtung Nürnberger Kreuz gesperrt. Erst als die aufgeweichte Teerdecke von Arbeitern der Autobahnmeisterei Tennenlohe wieder ausgebessert worden war, konnten die wartenden Wagen weiterbrausen. Noch immer lag der Leichnam des verbrannten amerikanischen Fahrers unter einem Hügel von grünen Zweigen neben der verbogenen Leitplanke.

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