10. Januar 1967: Für die Bundespost ist Geschwindigkeit keine Hexerei

10.1.2017, 07:00 Uhr
10. Januar 1967: Für die Bundespost ist Geschwindigkeit keine Hexerei

© Hans Kammler

Wer am Abend in Nürnberg, Erlangen, Fürth, aber auch in Hof, Schwandorf, Weiden und den umliegenden Orten einen Brief aufgibt, kann beruhigt zu Bett gehen. Seine Sendung steckt mit 99prozentiger Sicherheit am nächsten Morgen in Stuttgart, Düsseldorf, Hamburg, Buxtehude usw. im Postkasten. Umgekehrt werden dank der Zusammenarbeit der Post mit der Lufthansa und den Flughäfen früh auch in unseren Breitengraden Briefe zugestellt, die wenige Stunden vorher irgendwo in Nord- und Westdeutschland sowie im Saarland der Post anvertraut worden sind.

10. Januar 1967: Für die Bundespost ist Geschwindigkeit keine Hexerei

© Hans Kammler

Im Frühjahr soll es sogar noch schneller gehen. Die Lufthansa plant, im Sommerflugplan eigens für den Nachtpostdienst düsengetriebene Boeings 727 einzusetzen. Was vor einigen Jahren versuchsweise begonnen worden ist, hat inzwischen längst die Bewährungsprobe mit Auszeichnung bestanden. Für Nordbayern ist der Nürnberger Flughafen der Nachtpostumschlagsplatz Nr. 1. Täglich bringt um 23.40 Uhr eine „Metropolitan“ der Lufthansa etwa 3,7 Tonnen Post nach Frankfurt, und die Maschine, die um 2.35 Uhr Nürnberg anfliegt, hat, 3,2 Tonnen Briefe an Bord.

Für 1966 kann die OPD Nürnberg mit diesen stolzen Zahlen aufwarten: insgesamt wurden über den Nachtpostflugverkehr 75 Millionen Briefe befördert. Das sind 1510 Tonnen!

Post, Flughafen und Lufthansa veranstalten tagtäglich von Montag bis Freitag ein Wettrennen mit der Zeit. Schließlich sollen auch die Briefe am nächsten Morgen am Zielort sein, die am vorhergegangenen Abend erst um 19 Uhr in Hof oder Schwandorf in den Postkasten geworfen wurden. In Überlandbussen wird die Post aus ganz Oberfranken und der Oberpfalz, aber teilweise auch aus Unterfranken und Niederbayern zum Flughafen gebracht. Gerade in dieser Jahreszeit, da die Busse gegen Schnee und Eis ankämpfen müssen, kommt es dabei auf jede Minute an. Aber alle diese Tücken sind einkalkuliert. Flinke Hände sortieren bereits während der Fahrt die Briefe und packen sie in die Säcke für die einzelnen Verteilerorte.

Auf dem Vorfeld des Flughafens steht bereits die „Metropolitan“, deren Sitze mit Leinwand verkleidet sind. Mit all den Wünschen und Grüßen in ihrem Rumpf, hebt sie um 23.40 Uhr von der Rollbahn ab, um nach nicht einmal einer Stunde auf der Landepiste des Rhein-Main-Flughafens aufzusetzen. Dort gesellen sich zu dem „Post-Vogel“ aus Nürnberg auch die Maschinen aus Stuttgart, Bremen, Hamburg, Düsseldorf und München.

Nach einem ausgeklügelten System werden die Postsäcke – sie werden täglich insgesamt bis zu 40 Tonnen, das sind 15 v. H. des gesamten Briefpostverkehrs – verteilt und zu den Zielorten geflogen. Die Maschine, die um 2.34 Uhr auf der Landepiste in Nürnberg aufsetzt, bringt die Briefe aus dem gesamten Bundesgebiet für Mittelfranken, Oberfranken und die Oberpfalz mit. Auch diese erreichen am Morgen die Empfänger.

Wer übrigens im innerdeutschen Postverkehr extra Geld für Luftpostbriefe und -porto ausgibt, belastet seinen Geldbeutel unnötig: die gewöhnlichen Briefe kommen – ebenfalls per Luftpost – genauso schnell an.

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