11. März 1967: Es gibt Platz für viele Autos

11.3.2017, 07:00 Uhr
11. März 1967: Es gibt Platz für viele Autos

© Gerardi

Bei der im Jahre 1966 vom Statistischen Landesamt angestellten „Erhebung über die öffentlichen Parkeinrichtungen in den Gemeinden über 20.000 Einwohner“ stellte sich heraus, daß in der nordbayerischen Metropole von 1961 bis 1966 die Zahl der Stellplätze um fast 480 v. H. zugenommen hat. Die anderen bayerischen Großstädte können da nicht Schritt halten. Regensburg vergrößerte die öffentliche Parkfläche um 218 v. H., Würzburg und Augsburg erreichten Kopf an Kopf 167/166 v. H., München jedoch nur knapp 100 Prozent.

Kein Wunder also, daß es trotz des vielfachen Wehgeschreis den Kraftfahrern hierzulande viel leichter fällt, ein Fleckchen fürs Auto zu finden. Die Suche in der Landeshauptstadt gleicht dagegen einem Versuch am untauglichen Objekt. Nebenstraßen und Gassen, die mit langen Reihen großer und kleiner Wagen gesäumt sind, überfüllte Parkplätze, Polizisten mit dem berühmten Notizblock bei der Hand und ungeduldig kreisende Autofahrer, die nach einer Lücke spähen: so sieht es heute in vielen Städten aus, weil die Verkehrsdichte die Behörden zwingt, immer mehr Straßenzüge vom „ruhenden Verkehr“ zu befreien, damit er den unablässig rollenden Kolonnen nicht im Wege steht. Der Automobilist – stets neue Verbotsschilder vor Augen – neigt dann dazu, der Stadtverwaltung Taubheit gegenüber seinen Wünschen vorzuwerfen.

11. März 1967: Es gibt Platz für viele Autos

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Das vorläufige Ergebnis der Untersuchung zeigt jedoch, daß gerade in Nürnberg solche Vorwürfe nicht am rechten Platz sind. Große Anstrengungen wurden in den vergangenen fünf Jahren unternommen, um auf öffentlichem Gelände dem unentbehrlichen vierrädrigen Begleiter einige Quadratmeter zur Verfügung zu stellen. Die fünf Großstädte München, Nürnberg, Augsburg, Regensburg und Würzburg vergrößerten von 1961 bis 1966 ihre Parkplätze zusammen um rund 550.000 Quadratmeter, das sind fast 180 v. H. Den Vogel aber schießt diesmal nicht München, sondern Nürnberg ab, dem es gelang, binnen fünf Jahren die Fläche um 480 v. H. zu erweitern.

Die Statistiker haben auch ermittelt, woher dieser Raum gekommen ist. Die eigentlichen Parkplätze nahmen noch am wenigsten, um ein Viertel, zu. Dagegen gibt es jetzt dreimal so viele Parkstreifen und Parkspuren. „Relativ am stärksten aber war die Zunahme bei den zeitweilig zum Parken verfügbaren Plätzen und den markierten Aufstellflächen auf Gehwegen, die auf das Siebenfache bzw. Fünfeinhalbfache ausgedehnt werden konnten“, stellt das Statistische Landesamt fest.

11. März 1967: Es gibt Platz für viele Autos

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Das Resultat dieser Bemühungen: 1966 gab es in den fünf Großstädten insgesamt 56.328 öffentliche Parkplätze, die rund 856.000 Quadratmeter Grund und Boden beanspruchten. In der Landeshauptstadt standen davon 45,8 v. H. – 25.815 mit 393.510 Quadratmetern – zur Verfügung, während das wesentlich kleinere Nürnberg nicht viel weniger, nämlich 20.651 mit 314.532 Quadratmetern, vorzeigen konnte. Das bedeutet einen Anteil von 37,6 v. H., womit der Vergleich eindeutig zugunsten der Nürnberger entschieden ist.

Gleichzeitig machte das Landesamt in München eine Parkhausrechnung auf, denn es berichtet, daß in 34 jedermann zugänglichen Parkbauten 7.300 Personenwagen untergebracht werden können. Dazu ist jedoch noch eine Einschränkung nötig, weil 2.700 Plätze – das sind 37 v. H. – auf Dauer vermietet sind und deshalb nicht von jedem x-beliebigen Parkhauskunden angesteuert werden dürfen.

Trotzdem sind die tatsächlich vorhandenen Abstellmöglichkeiten natürlich größer als in der Untersuchung festgestellt wurde. Sie bezieht sich ausdrücklich nur auf die als öffentliche Parkplätze gekennzeichneten Flächen und klammert Laternengaragen auf Straßen, private Stellplätze, Sammel- und Einzelgaragen oder die in zunehmendem Maß üblichen Parkplätze der Behörden, Betriebe, Geschäfte oder Banken aus.

Auch Dr.-Ing. Wolfgang Krug, der Leiter der Verkehrsplanung im Stadtplanungsamt, weist darauf hin, daß die Zahl der öffentlichen Parkmöglichkeiten nicht mit dem tatsächlich vorhandenen Raum in einen Topf geworfen werden darf. „Parkplatzerhebungen sind problematisch und zeitraubend. Auf vielen Hinterhöfen stehen Autos herum, wie wir erst bei unseren Befragungen wegen des Einbahnrings durch die südliche Altstadt festgestellt haben.

Man müßte schon jeden einzelnen fragen, um ein genaues Bild zu bekommen“, begründet er sein Achselzucken auf die Frage, wie viele Parkmöglichkeiten es in Nürnberg überhaupt gibt. Außerdem wäre beispielsweise ein Heer von Mitarbeitern nötig, um herauszubekommen, wie viele Autos tagtäglich auf den immer noch in der Innenstadt vorhandenen Ruinengrundstücken stehen oder in Nebenstraßen wie der Neuen Gasse untergebracht werden.

Dagegen kann Dr.-Ing. Krug das Münchner Ermittlungsergebnis über die öffentlichen, gekennzeichneten Parkflächen bestätigen. „Es ist richtig, daß sich die Zahl der Parkstände und Parkbuchten, die etwa ab 1955 in Schwung kamen, verfünffacht hat“, erläutert der Verkehrsplaner, der den Report des Statistischen Landesamtes mit einigen Nürnberger Einzelheiten garniert. Rund 3.300 von den 20.651 Parkmöglichkeiten gehören zur weiteren Zone der Innenstadt und sind – zeitlich beschränkt – in erster Linie für den Geschäftsverkehr gedacht. Ohne Zeitdruck können Autos auf der Insel Schütt stehengelassen werden, auf der rund 400 Plätze markiert worden sind.

Aber auch rings um den zweiten Nürnberger Mittelpunkt, dem Geschäftszentrum am Aufseßplatz , hat die Stadt in den vergangenen Jahren rund 1.200 Standplätze für die Autos ausgewiesen. „Das entspricht etwa den Parkplatzforderungen für ein Geschäftszentrum dieser Größe, das ja obendrein einen guten Anschluß an das Massenverkehrsmittel besitzt und deshalb von vielen Nürnbergern mit der Straßenbahn angesteuert wird.“

Trotzdem hat auch Dr.-Ing. Wolfgang Krug noch ein Anliegen. Man bräuchte in günstiger Lage noch etwa 3.500 Abstellplätze für Dauerparker, um noch mehr Luft zu schaffen. Dann stünde nämlich für 30 Minuten oder eine Stunde zusätzlicher Raum zur Verfügung, obgleich – das beweist eine Rundfahrt mit offenen Augen – nicht weit entfernt von der City und im Zentrum abgesehen vom Samstagvormittag immer einmal freier Platz vorhanden ist. Die Nürnberger brauchen deshalb nicht wie die Münchner die Stadtfahrt mit dem Auto scheuen. „In der Landeshauptstadt kommen selbst Leute, die zwei Wagen daheim stehen haben, mit der Straßenbahn“, berichtet Dr.-Ing. Wolfgang Krug. Er muß es schließlich wissen, denn er stammt selbst aus München.

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