12. September 1968: Hilferuf für den Wald

12.9.2018, 06:57 Uhr
12. September 1968: Hilferuf für den Wald

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Der Minister sah einen Hoffnungsschimmer für die Zukunft, den er auf die ausgedehnten Nadelwaldflächen in Bayern zurückführte, die gegenüber den Laubholzarten in anderen Bundesländern Verkaufsvorteile bringen. Allerdings wies Dr. Hundhammer ausdrücklich darauf hin, daß man den Wald nicht ausschließlich von der finanziellen Seite aus beurteilen dürfe. „Die Bedeutung des Waldes für die Bevölkerung muß mit ins Kalkül gezogen werden; sie ist unvergänglich und um so wichtiger, je dichter die Ballungsräume besiedelt werden“, erklärte der Minister.

Er versicherte den Forstleuten, daß er diese Auffassung mit allen seinen Kollegen in den anderen Bundesländern teilt. Deshalb versprach Dr. Hundhammer, sich immer dafür einzusetzen, daß die Waldfläche nicht abnimmt, selbst, wenn Forstgelände für öffentliche Bauten verkauft werden muß. Der Verlust soll durch Aufforstung brachliegender ehemaliger Landwirtschaftsflächen ausgeglichen werden. „Wir müssen Ödland vor der Verkarstung schützen, unabhängig davon, ob jemals Erträge herausgewirtschaftet werden können.“

Ebenso klar bezog Dr. Hundhammer Stellung zu den Plänen, im Bayerischen Wald einen Nationalpark frei von Forst- und Jagdwirtschaft zu errichten oder den Münchner Flughafen auf Forstgelände zu verlegen. „Wir dürfen unsere Entscheidungen nicht von Stimmungswellen der öffentlichen Meinung abhängig machen, sondern müssen das tun, was wir als sachlich richtig erkannt haben“, betonte er.

Für kleine Wildparks

Da sich Modelle anderer Länder nicht auf die Gegebenheiten des Bayerischen Waldes übertragen lassen, befürwortete Dr. Hundhammer anstelle eines Nationalparks riesigen Ausmaßes kleinere Wildparks in der Nähe der Fremdenverkehrsorte, in denen das Wild gehegt und gepflegt und der Wald planmäßig bewirtschaftet werden kann. „Der Flugplatz Riem soll in Riem bleiben. Sonst ringen wir um jede Mark bei den Etatberatungen und hier würde eine Milliarde Mark zuviel ausgegeben!“ Mit dieser knappen Rechnung beantwortete der Minister alle anderen Ansichten.

Weniger optimistisch als der Minister sahen im Gegensatz zu der Lage der bayerischen Staatsforstverwaltung die „Grünröcke“ die Zukunft der deutschen Forstwirtschaft und der privaten Waldbesitzer. In seinem Festvortrag bezeichnete es Prof. Dr. Hasel aus Göttingen als Schicksaltrage für die Zukunft, ob die moderne Industriegesellschaft willens ist, die Forstwirtschaft zu unterstützen, die sich vielleicht auf unabsehbare Zeit nicht oder nur zu einem Teil selbst tragen kann. Allein dadurch könne sie sich die vielfältigen Vorteile des Waldes erhalten.

Der Festredner bezog eine gegensätzliche Auffassung zu Staatsminister Dr. Hundhammer, als es um die Frage der Verwaltungsvereinfachung ging. Hatte der Minister kurz zuvor auf wesentliche Personaleinsparungen in Bayern hingewiesen, weil mehrere Forstämter zusammengelegt und insgesamt 27 aufgelöst worden sind, so verurteilte Prof. Dr. Hasel diesen Weg, wenn an intensiver und planmäßiger Forstwirtschaft festgehalten werden soll.

Er legte ausführlich dar, daß die Waldbewirtschaftung immer noch die billigste und wirksamste Landschaftspflege darstellt, wenn man sie mit den Kosten für neue Grünflächen und Erholungsgebiete vergleicht.

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