14. Mai 1967: Fernsprechbücher auf Mikrofilm

14.5.2017, 07:00 Uhr
14. Mai 1967: Fernsprechbücher auf Mikrofilm

© Ulrich

Etwa einen Monat später wird im Bereich Mittelfranken die Telephonauskunft nach dem Planfilmverfahren arbeiten, das die bisher unvermeidlichen Wartezeiten wesentlich abkürzen soll.

An beiden Vorhaben wird im Fernmeldeamt an der Karolinenstraße bereits mit Hochdruck gearbeitet. Aber gut Ding will Weile haben – und deshalb bittet der für das Fernmeldewesen zuständige Abteilungspräsident Dr.-Ing. Hans Pausch, von der OPD Nürnberg, noch um einige Monate um Geduld.

Die Auslands-Fernwahl bereitet im Ausbau kaum Schwierigkeiten. Die Umstellung auf das neue Auskunftsystem macht den Verantwortlichen etwas mehr Kopfzerbrechen, denn die Fräulein vom Amt müssen enger zusammenrücken, damit ihre künftigen Arbeitsplätze gleich nebenan mit "allen Schikanen" ausgestattet werden können: die Decke des Saales besteht aus Schalldämpfplatten, darunter schirmen Raster das Licht ab, die Wände sind mit schallschluckenden Elementen verkleidet, der Boden ist mit dicken Teppichen belegt.

14. Mai 1967: Fernsprechbücher auf Mikrofilm

© Ulrich

In diesem Großraum werden 35 Geräte aufgestellt, die wie Fernsehschirme aussehen. Jeweils 136 Seiten der amtlichen bundesdeutschen Fernsprechbücher sind auf 16 x 21 Zentimeter großen Filmnegativen "mikroskopiert". Wird irgendwo in Deutschland eine Rufnummer verlangt, so entnimmt die Beamtin das benötigte Negativ einer Kartei und legt es unter einen Bildwerfer, der den gewünschten Seitenauschnitt in 28facher Vergrößerung zum Ablesen auf den Bildschirm projiziert. Bei diesem System ist das amtliche Fernsprechbuch 22 Mittelfranken auf sechs Negative zusammengeschrumpft, die, wie alle anderen, alle sechs Wochen erneuert werden.

"Wir sind nicht die ersten, die dieses Verfahren erhalten, aber wir sind ein Amt, das die Erfahrungen der anderen auswerten und Fehler vermeiden kann", versichert Oberpostrat Dipl.-Ing. Kurt Klimpel, der Amtsvorsteher im Fernmeldeamt 1. Und noch eines verspricht er den Kunden: in der neuen Auskunft werden die Anfragen in der Reihenfolge ihres Eingangs gespeichert, so daß die Anrufe "auf gut Glück" und der damit verbundene Ärger aufhören.

Schmuck auch fürs "Ohm"

Endgültig gestaltet wurde inzwischen die Fassade über dem Eingang zum Fernmeldeamt 1. Bildhauer Hanns Bail aus Reistenhausen bei Miltenberg setzte im Auftrag der OPD die künstlerischen Akzente. Er schuf für die drei Stockwerke je vier aus Kupfer getriebene 1,50 x 1,30 m große Reliefs, die rein ornamentalen Charakter haben.

Oberpostdirektor Walter Schüßler, der Baureferent der OPD, sagte dazu, die Sandsteinfassade habe von vornherein eine derartige Lösung angeboten. Die abstrakten Kupfertafeln sollen – schon vom Material her gesehen – das Gebäude kennzeichnen. Jedes Relief will mit seinen Formen, Vertiefungen und den durch Politur erreichten Verschiedenheiten die vielen Möglichkeiten künstlerischen Schaffens und Ornamente unserer Zeit zeigen.

Der Wandschmuck am Fernmeldeamt, gleich über den Drähten der Straßenbahn, fällt allerdings nur den Passanten auf, die von der Südseite der Karolinenstraße einen Blick nach Norden werfen. Hanns Bail, abstrakter Künstler aus Passion, wird übrigens auch einen Brunnen mit Windspielen für das Ohm-Polytechnikum gestalten. Das Wasserspiel soll im Herbst fertig werden.

Allgemeine Bewunderung fand auch ein Eisentor über einer gotischen Sandsteingruppe, das Bail für den vor wenigen Tagen neu geweihten Würzburger Dom schuf. Nicht zuletzt daraus schließt die Post, den rechten Mann gefunden zu haben, der einem für die Zukunft bedeutsamen Haus Symbole anheftete, die spätere Generationen verstehen werden.

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