15. Dezember 1967: Im Wald verfault das Fichtenholz

15.12.2017, 07:00 Uhr
15. Dezember 1967: Im Wald verfault das Fichtenholz

© Gerardi

Selbst junge Kulturen wurden damals vernichtet. Die Folge war eine Holzschwemme, die bei den Fichten heute noch anhält und die Preise auf den bisher niedrigsten Stand gedrückt hat. "Fichten sind nur sehr schwer abzusetzen", klagt Oberforstmeister Peter Link vom Forstamt Nürnberg-Nord. Die Händler haben ihre Lager gefüllt und geben nur selten neue Bestellungen auf.

Die Forstämter bleiben deshalb auf ihrer Ware sitzen. Im Januar und Februar, als sie längst den Einschlag für das laufende Jahr abgeschlossen hatten, machte ihnen ein Sturm, der mehrere Tage lang über das Land fegte, einen kräftigen Strich durch die Rechnung. Reihenweise knickte er die Fichten um - im Reichswald 60.000, in Mittelfranken zusammen 150.000 Festmeter. 95.0000 Festmeter sind inzwischen verkauft, 45.000 Festmeter lagern noch im Wald und an die 10.000 Festmeter liegen noch so da, wie sie der Wind gefällt hat.

15. Dezember 1967: Im Wald verfault das Fichtenholz

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Wenn im Augenblick Fichtenholz abgesetzt werden kann, müssen finanzielle Einbußen in Kauf genommen werden, denn der Preis ist von etwa hundert auf achtzig Mark zurückgegangen. Aber das ist nicht der einzige Kummer, den die Forstleute haben: allenthalben machen sich bei dem Holz schon Lagerschäden bemerkbar, obwohl es ständig mit Chemikalien behandelt wird. "Wir wollen jetzt Angebot und Nachfrage kompensieren", sagt Oberforstmeister Peter Link. Aus diesem Grund läßt er in diesem Winter keine Fichten fällen.

Die Arbeiter, die gegenwärtig die Wälder mit dem Kreischen der Motorsägen erfüllen, visieren nur Kiefern an. Andere Baumarten werden nicht gefällt. Für Kiefernholz gibt es auf dem Markt keinen Engpaß. Im Gegenteil: der Handel verlangt soviel davon, daß die Forstämter den Bedarf nicht einmal decken können. "Ich weiß nicht, wo ich die Mengen hernehmen soll", stöhnt Peter Link, der heuer auch keine Versteigerung angesetzt hat.

"Rote Zahlen" in Sicht

Insgesamt werden im Reichswald 7.000 Festmeter Kiefern geschlagen. Das qualitativ sehr gute Holz wird vor allem zu Brettern, Türen, Fenstern und Fußböden verarbeitet. Gehandelt wird der Festmeter mit etwa 120 Mark. In dieser Holzart wirft der Wald noch einen guten Ertrag ab, während ansonsten die berüchtigten "roten Zahlen" längst in Sicht sind.

Der Gewinn ist nicht nur durch die ständig gestiegenen Hauerlöhne, sondern auch durch die hohen Aufwendungen für Wegebauten, Anlage von neuen Kulturen und für die Verwaltung zurückgegangen. Hinzu kommen die Schwierigkeiten und der Preisdruck beispielsweise beim Gruben- und Brennholz, das nur noch wenig gefragt ist. "Vor drei Jahren haben wir davon noch die dreifache Menge abgesetzt", erklärt Oberforstmeister Peter Link, "heute sind es nur 1.000 bis 2.000 Festmeter".

Die Regierung hat allen Forstämtern die Auflage gemacht, "keine Holzsorten mehr zu schlagen, bei denen nicht zumindest die Unkosten gedeckt werden". Diese Bedingung führte dazu, dass Holz mit einem Durchmesser unter sieben Zentimetern überhaupt nicht mehr aufgearbeitet wird. Es bleibt im Wald liegen und vermodert.

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