15. Februar 1969: Exportsteuer verfehlte ihre Wirkung

15.2.2019, 07:00 Uhr
15. Februar 1969: Exportsteuer verfehlte ihre Wirkung

© Kammler

Je nach Marktstellung des Unternehmens und je nach Marktlage im Exportland konnte die Ausfuhrbelastung unterschiedlich weitergegeben werden. Soweit es die Umfragen unserer Redaktion erkennen ließen, waren die Amerikaner jetzt auf der Messe noch am ehesten bereit, die vierprozentige Belastung hinzunehmen – ganz im Gegensatz zu ersten Exportbesprechungen zu Anfang des Jahres. Der Geschäftsführer einer der führenden Modellbahnfabriken: „Die Exportsteuer war am Schluß der Messe für uns kein Thema der Auseinandersetzung mehr.“

Mit Messer und Pistolen

Ganz so reibungslos wie bei dieser Firma waren die Verhandlungen aber nicht überall. Manche Aussteller haben die Belastung mit den Kunden geteilt. Bei besonders schwierigen Kunden, die „mit Messer und Pistolen fochten“ haben auch die Unternehmen selbst die Exportsteuer getragen.

15. Februar 1969: Exportsteuer verfehlte ihre Wirkung

© Kammler

Eine Reihe anderer Firmen wiederum hat das Problem auf andere Weise umgangen: die Exportkonditionen wurden überhaupt nicht geändert, dafür wurden die Inlandspreise entsprechend heraufgesetzt. Hier wiederum zeigte es sich, daß der deutsche Handel – auch wieder unterschiedlich nach Marktbedeutung der Lieferfirma – relativ wenig Widerstand gegen Preiserhöhungen zeigte.

Manche Aussteller wiederum, die glaubten, ihren Kunden massive Preiserhöhungen nicht zumuten zu können, begnügten sich mit geringeren Aufschlägen in der Erwartung, daß die Ertragsminderungen durch erhöhte Umsätze wettgemacht werden können. Diese Taktik können vor allem jene einschlagen, die auf der Messe ein attraktives Neuheiten-Sortiment boten.

Berechtigte Beschwerden

Insgesamt ist das Geschäft auf dieser vielfachen Rekordmesse so gut gelaufen, daß die Zahl der sonst üblichen Beschwerdeführer bei der .Messeleitung „auffallend stark abgenommen hat. lm Vorjahr und im Jahr der Rezession hatten sich die Klagen über schlechte Lage des Ausstellungsstandes und über ungünstige äußere Umstände auffallend gemehrt. Messedirektor Drescher: „Wenn die Geschäfte gut laufen, hat keiner mehr Zeit, sich über Kleinigkeiten zu ärgern. Wenn es aber nicht gut geht, dann ist erst einmal die Messeleitung schuld.“ Gleichwohl ist sich Messedirektor Drescher durchaus im klaren, daß manche Beschwerden nicht unberechtigt sind, daß manche Wünsche nach Verlegung und Vergrößerung des Messestandes durchaus ihre Berechtigung haben. Und es kommen auch wieder zahlreiche neue Firmen auf die Messe zu.

Erst am vorletzten Messetag noch hat eine offizielle Delegation japanischer Spielwarenhersteller den dringenden Wunsch nach weiterem Raum bei der Messeleitung vorgebracht. Ähnliches trug der französische Handelsdelegierte vor. Und auch von spanischer Seite sind neue Wünsche nach mehr Platz gekommen.

Die Frage nach Vergrößerung des Platzangebotes durch einen letzten Neubau oder eine Verlegung des Messegeländes an eine andere Stelle mit viel Raumreserve steht also weiter im Raum.

Das oft diskutierte Parkproblem der Nürnberger Messe ist nach Ansicht des Messedirektors gar nicht so leidig, wie es oft dargestellt wird. „Am liebsten möchten die Leute mit dem Auto in ihren Stand hineinfahren.“

Direktor Drescher betont immer wieder – und dabei wird er von den Beamten in der Polizeiwache des Messegeländes unterstützt –, daß niemand länger als 7 oder 8 Minuten vom Abstellplatz seines Wagens bis zum Messegelände laufen müßte, und das auch zur Zeit stärksten Andranges am Sonntag und an den ersten Wochentagen, als rund um das Messegelände 6.400 Fahrzeuge gezählt wurden.

Um den „Rekord“ der diesjährigen Messe noch einmal mit Zahlen zu belegen: insgesamt haben 22.554 Einkäufer aus 61 Ländern (gegenüber 19.500 im vergangenen Jahr) die Messe besucht. 5.870 kamen aus dem Ausland, davon 802 aus überseeischen Ländern. (1968 waren es 5.413 Ausländer, darunter 638 aus Übersee.)

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