18. Juni 1967: Hallenbad gestürmt

18.6.2017, 08:57 Uhr
18. Juni 1967: Hallenbad gestürmt

© Kammler

Eine Stunde hatten sie ausgeharrt und die vielen Reden angehört, in denen die aufstrebende Gemeinde am Rande der Großstadt mit hohem Lob für ihren Wagemut bedacht wurde. Landrat Freiherr von Stromer, Oberregierungsdirektor Dr. Hans Kirsch aus Ansbach, Dr. Peter Gröbner, der Präsident des Bayerischen Gemeindetages, und – für Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter – der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Nürnberger Stadtrat, Willy Prölß, würdigten das Werk der Fischbacher, das besonders der Jugend zugutekommen wird.

Dann öffnete 1. Bürgermeister Peter Höffkes die Pforte mit dem Schlüssel, den er von dem Wiener Architekten Alfred Podgorschek erhalten hatte. Bald danach drängten die ersten Wasserratten ins Innere.

Viele Glückwünsche

Selten hat Landtagsabgeordneter und Bürgermeister Heiden so viele Ehrengäste begrüßen dürfen , unter denen sich auch die Gemeinde-Oberen von Altdorf, Feucht, Schwarzenbruck und Schwaig sowie Ministerialrat Freiherr Albrecht von Imhoff befanden, der trotz seiner Münchner Tätigkeit ein Fischbacher geblieben ist und seine Heimatgemeinde beim Hallenbad-Bau kräftig unterstützt hat. Doch damit nicht genug: Leonhard Heiden verlas auszugsweise die stapelweise eingetroffenen schriftlichen Glückwünsche, wobei ihn eine Grußbotschaft besonders freute. Sie kam von einer Baugesellschaft, die Wohnungen in der Nachbarschaft des Bades errichtet und enthielt 500 Mark für die Ausgestaltung des Geländes.

Nachdem 1. Bürgermeister Peter Höffkes den Dank an jene abgestattet hatte, die in irgendeiner Form am Gelingen des Vorhabens beteiligt gewesen waren, schloß er die Tür auf, begab sich in die Aufsichtsloge gleich beim Eingang und stellte über Mikrophon den jungen Mann vor, den die Fischbacher des Solo-Eröffnungs-Schwimmens für würdig befunden hatten: Bernd Hermann, der im Leistungswettbewerb des Handwerks bayerischer Landesssieger der Gas- und Wasser-Installateure geworden war.

Das große Staunen setzte ein

Die Ehrengäste aber staunten über das Bad, das die Gemeinde mit vergleichsweise geringem Aufwand bekommen hat. "Großartig, großartig", murmelte CSU-Fraktionsvorsitzender Dr. Oscar Schneider und meinte: "Es ist ein augenfälliger Beweis, welche ungeheuren kommunalpolitischen Fortschritte erzielt worden sind". Sein politischer Gegner im Nürnberger Rat, Willy Prößl, sprach von den Überlegungen der SPD-Fraktion, ob solche Einrichtungen nicht für Vororte wie Reichelsdorf geeignet gewesen wären und eines Tages die Lehrschwimmbecken ersetzen könnten.

Weil sich aber draußen Kinder und Erwachsene drängten, um vom ersehnten Schwimmbad Besitz zu ergreifen, räumten die Gäste bald das Feld. Sie fuhren ins Pellerschlößchen, um sich dort über die Weisheit des Fischbacher Gemeinderates zu unterhalten, der sich deswegen für ein Hallenbad entschieden hat, weil die "Wetterfrösche" in den vergangenen 40 Jahren nur durchschnittlich 40 Tage im Jahr registriert hatten, an denen ein kühles Bad im Freien möglich gewesen war.

Nun hat die Bevölkerung den Vorteil, an 320 Tagen im Jahr schwimmen zu können und das erste Hallenbad im Landkreis Nürnberg zu besitzen.

Verwandte Themen


Keine Kommentare