19. Januar 1969: Club auf die Schippe genommen

19.1.2019, 07:00 Uhr
19. Januar 1969: Club auf die Schippe genommen

© Karikatur: Jules Stauber

Ob engagierte Fans oder nur stille Beobachter am Rande des dramatischen Geschehens um Punkte und Tore: die große Schar der Fußballanhänger drückt der Mannschaft den Daumen, damit es bald wieder aufwärts geht. Mag das Abstiegsgespenst noch so finster um das Stadion schleichen – kaum einer denkt ernsthaft daran, daß der Club tatsächlich die bittere Pille schlucken muß.

Aber wie soll die traditionsreiche Elf im weinroten Dreß den Weg nach oben finden? Auf diese schwerwiegende Frage haben bisher nur die Faschingsmatadoren eine Antwort parat.

Für sie ist der schlechte Tabellenstand des Meisters ein gefundenes Fressen. Sie nehmen den Club mächtig auf die Schippe. Trotzdem geben sie humorvolle Fingerzeige, wie's gemacht wird. „Buchnesia“-Präsident Karl-Heinz Schubert hat sich seinen eigenen Vers auf die Lizenzkicker gemacht.

Worüber sich lang' reden ließe ist Nürnbergs Katastrophen-Wiese. Wo einstens 60.000 sangen, wo hoch der Meister ward geehrt, da schleicht heut drückend-dumpfes Bangen und Stille ist dort eingekehrt. Ich weiß, man kann es wohl begründen, daß man die Stätte gerne flieht. Nur wenig Gutes läßt sich künden, wenn man die Spiele so besieht. Da waren Cebis weiche Flanken die damals haben Euch entzückt des Sturmes urgewalt'ge Pranken die jeden Gegner fast erdrückt. Dazu noch Wabras Prachtparaden Schorsch Volkerts rascher Sololauf.

Der Nandl roch doch jeden Braten und räumte stoisch-ruhig auf. So gut wie in den Meistertagen geht es nicht mehr beim FCN. Doch was hilft all das laute Klagen was hilft das weibische Geflenn. Ihr solltet Euch darauf besinnen, das wär' das wichtigste, mir scheint, daß niemals weicht ein Mann von hinnen, wenn er in Nöten sieht den Freund. Nehmt Euren Club In Eure Mitte, gerade jetzt verleiht Ihm Mut. Erfüllet Cebis bange Bitte: „Kein Publikum, für uns nix gut!“ Es geht nicht um 11 Spieler heute nicht nur mehr um den FCN. Es geht um Nürnberg, liebe Leute wenn ich das Ding beim Namen nenn. Man würde schadenfreudig lachen an andrer Stell' im Vaterland würde der Club zusammen-krachen darauf geb' ich Euch meine Hand. So laßt uns all' den Club aufheizen ölt Eure Stimmen, das muß sein. Sollten die „Buam" mit Toren geizen dann schreien wir die „Dinger“ rein. Wenn heute vierzigtausend kämen dann wär' die Hochburg wieder da und Nürnberg bräucht' sich nicht zu schämen. Drum auf! Dem Club Hipp Hipp Hurra.

Nicht so rosig sieht Rudi Weickmann vom Narren-Club Nürnberg (NCN) die Situation. Das Herz des Exfaschingsprinzen hängt an Stuhlfauth, Morlock und Kennerbann.

I frouch mi – wäi kann des passiern, wäi ko mer blouß su oft verliern. Wer is denn schuld dro an dem Krampf, wer zäicht uns nai inn Abstiegskampf? Der Merkel is an allem Schuld – hätt mer den Wiener blouß net ghullt Erscht hout der uns den Brungs verkafft, etz greind er, wall's im Sturm net lafft; etz stäiht er dou mit sein Talent, etz wous fast z'spät ist und wous brennt. Allah ich wüßt scho – woll mer wettn – der Club, der wär scho nu zu retten. Der Stuhlfauth mou vom Grab raussteign, der wärds die Gegner dann scho zeign.

Und wall die Abwehr derzeit morsch mou nei der Kennemann – der Schorsch und a der Sturm der spillt su lax dou vorn ghärt nei der Morlocks Max. Mit Stuhlfauth, Morlock, Kennemann peilt dann der Club die Spitze an; den Merkel schäiß mer dann in Wind wall mir am Schluß ja Master sind. Schod daß der Traum net Wahrheit wärd – is nächste Johr spilln mir mit Färth; verlier ma dann bei Bayern Hof, dann spill mer gega Gestenhof. Nix is mit Köln und nix mit Schalke, die C-Klass winkt – DJK Falke.

Nicht aus der Ferne, sondern hautnah verfolgt Egon Helmhagen die Fußballkämpfe im Stadion. Was der „Buchnesia"-Humorist vom Spielfeldrand aus gesehen hat, schildert er so: Ich woar beim Spiel im Stadion und neben mir der Nachbarssohn mit seinem Vater Hand in Hand, su stenna wir am Spielfeldrand. A Clubfän is der Nachbarsmoh, ma sieht's ihm scho von weitem o: Er trägt an Club-Hout af der Platt'n und läßt a route Fahne flattern. Der göiht begeistert mit beim Spiel und brauchat zur Entspannung Pril.

Seim Vordermann, der goar nix tout, haut er mit Schwung die Faust af'n Hout! Dann brüllt er: „Tem-pooo!“ no af's Feld, „dou reut mich ja mei Eintrittsgeld! Döi spiel'n ja heit an Stopfer z'samm, göih Merkl, schick den Küppers hamm! Dös is ja heit zum Hoarausrauf'n, der Tschebi möißert viel mehr laufn!" – Sei Fritzla, der schaut ganz verschreckt, a su kennt er sein Vater net – Der Alte tobt etz wöi ein Tiger und schreit: „Greift o Ihr müden Krieger! Wos is denn lous? Göih! Volkert's Schorsch! Hast Du denn heit kan Schneid net Borsch?? Dös Spiel göiht hie, dös Spiel göiht her, der Moh göiht mit, brüllt immer mehr!! Der Gegner schießt sein Siegestor!!! Dou stöhnt der: „Naa! Dös is net woar!!" Dou frougt sei Klaaner vuller Kummer: „Etz hom g'wieß goar die andern g'wunna?"

Dou sagt sei Vadder: „Gemma hemm!!“ Und reißt dabei sei Fahna z'samm. Sei G'sicht is vuller Wout bloutrout, dou sagt zu ihm sei klaaner Bou: „Du Papa! Etzat fraoug ich Dich: Wann woar vom Club der letzte Sieg?" Dou schreit der Alt: „Ich moch nix sog'n! Dou moußt daham Dein Opa froug'n!"

Der Vater-Sohn-Witz kann heute seine Aktualität verlieren, wenn dem Club im vorentscheidenden Kellerspiel ein Sieg über die „Kollegen“ aus Offenbach gelingt. Mit Max Merkel möchte auch Kurt Freudinger die Zuschauer anlocken. Mach net mies, mei lieber Nachber, steht der Club a jetz am End, Hoffnung ham die Optimisten, daß sich des ball widder wend.

Jeder sagt's, a jeder Bub: Aufwärts geht's mit unserm Club! Is der Club a ausgemerkelt, wies so scheint, des gibt sich ball, Wer von dene Elf gut werkelt, schafft den eklatant'n Fall: Jeder weiß, a jeder Schub tout doch etzert gout en Club! Schimpf net, trog viel mehr dei „Märkel" in des Stadion samstags nei, des freit net blouß en Max Merkel!

Und mach net a ganz grouß Gschrei: Raus aus deiner warme Stub' naus zu unsern schöna Club! Wenn die Not am größten, Nachber, dann erscht zeigt si, wer du bist! Ghörst du blouß zu di, die bläkn. Oder bist Du Optimist? Sei a echt Närnberger Bub, zu uns ghört halt aa der Club!

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