19. Mai 1967: Gefahr nicht gebannt

19.5.2017, 08:12 Uhr
19. Mai 1967: Gefahr nicht gebannt

© Gerardi

Die Bauordnungsbehörde hat deshalb entschieden, daß die eine Seite des Gebäudes bis auf die Parterrewohnung geräumt bleibt. Die von der Vorsichtsmaßnahme betroffenen zwei Familien brauchten aber nicht in Notquartiere untergebracht werden, weil sie bei Verwandten Unterschlupf gefunden haben.

Mit den Arbeiten zur Abstützung des Hauses, an dem durch Ausschachtungen im angrenzenden Grundstück breite Risse im Mauerwerk entstanden sind, wurde gestern sofort begonnen. Bis Mitte nächster Woche sollen sie abgeschlossen sein. Erst dann ist für die Mieter ein gefahrloser Einzug in ihre Zimmer gewährleistet.

Wie schon ausführlich berichtet, mußten in der Nacht zum Donnerstag sieben Wohnungen in aller Eile geräumt werden. Während die meisten Bewohner privat untergebracht wurden, setzten sieben Personen ihren Schlaf auf Feldbetten in der Feuerwache West fort. Gestern früh schickte dann die Bauordnungsbehörde ihre Statiker in die Himpfelshofstraße. Zusammen mit Vertretern der Landesgewerbeanstalt untersuchten sie den überraschend aufgetretenen Schaden.

Bodenprüfungen haben ergeben, daß sich das Fundament des auf etwa drei Meter tiefem Fließsand gebauten Hauses gesenkt hat, nachdem die Brandmauer durch den Abriß des angrenzenden Gebäudes Nummer 14 und die dort einsetzenden Baggerarbeiten freilag. Selbst Abstützungen konnten nicht verhindern, daß sich im oberen Drittel der Wand ein deutlicher "Bauch" zeigte und in den Zimmern breite Risse entstanden.

Noch gestern nachmittag wurden drei Hilfsfundamente in das freigelegte Mauerwerk eingezogen. "Wenn sie fest sind", so erläuterte Statiker Werner Schmidt, "dann können wir die Abstützung vergrößern." Außerdem sollen Bodenanschüttungen verhindern, daß der Grund zur Seite geschoben wird. Bis die Sicherungsarbeiten beendet sind, muß die rechte Seite des Hauses gesperrt bleiben. Keine Gefahr sehen die Experten für die Parterrewohnung. Trotzdem traut sich Frau Kunigunde R. Nicht, ihr gemütliches Heim aufzusuchen. "Ich habe Angst", gesteht sie. Bis alle Arbeiten beendet sind, will sie bei ihrer Tochter in der Friedenstraße wohnen.

Für die übrigen zwei Familien, die bis Mitte nächster Woche nicht mehr ihre Wohnungen betreten dürfen, hatte das Sozialamt schon vorgesorgt. Das Angebot von Verwaltungsamtmann Franz Pfau, der die Obdachlosen-Wohnanlage in der Regensburger Straße zur Verfügung stellte, lehnten die Bewohner dankend ab. Sie ließen ihre Möbel stehen und zogen zu Verwandten.

Die Himpfelshofstraße bleibt auch dann noch gesperrt, wenn in der nächsten Woche der "Notstand" aufgehoben wird und die Kanalarbeiten abgeschlossen sind. Erst wenn der Keller des neuen Wohnhauses steht, das an den viergeschossigen Altbau grenzt, wird der letzte Gefahrenpunkt beseitigt sein.

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