2. Mai 1967: Wolken am Maihimmel

2.5.2017, 07:00 Uhr
2. Mai 1967: Wolken am Maihimmel

© Kammler

Doch nicht nur das Wetter wies symbolisch auf die allgemeine Lage hin, auch die Teilnehmerzahl war erheblich größer als in den letzten beiden Jahren. Die DGB Parole „Auf sozialem Kurs voran“ schien vor allem diejenigen zu interessieren, die schon Gegenteiliges verspürt haben oder mit Rückschritten rechnen müssen.

Die Polizei sprach von 5.000 bis 6.000 Menschen auf dem Hauptmark, der für die Organisation der Nürnberger Maifeier verantwortliche DGB-Sekretär Karl Zink erklärte: „Es waren viel mehr Leute als in den letzten beiden Jahren da“. Prominentester Ehrengast der Kundgebung war Frau Gesundheitsminister Käte Strobel, die DGB-Kreisvorsitzender Walter Ranzenberg neben Bundestags- und Landtagsabgeordneten, Senatoren, dem Oberbürgermeister, Stadträten und vielen Behördenvertretern besonders herzlich begrüßte.

Ranzenberger skizzierte kurz die Gründe, die den 1. Mai wieder zum Tag der Demonstration werden ließen: Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit, Abbau sozialer Sonderleistungen, Steuer- und Gebührenerhöhungen und die allgemeine Sorge um den Arbeitsplatz. Er forderte mehr Mitbestimmung in der Wirtschaft und in der Demokratie. Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter bekundete seine Verbundenheit mit den Gewerkschaften und erklärte, die soziale Sicherheit dürfe nicht hinter dem Fortschritt herhinken. Beide Probleme sollten gleichzeitig angepackt werden.

Festredner Rudolf Bühler von der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands in Frankfurt meinte, es sei noch an der Zeit, die Schäden im Wirtschaftsgetriebe zu beheben. Die Arbeitnehmer wollten jetzt Taten sehen. Bühler verurteilte die totalitären Bestrebungen der NPD, versicherte aber, ein 1933 werde sich nicht wiederholen. Er begründete das „Nein“ des DGB zu den Notstandsgesetzen und erklärte, die zuverlässigste Notstandmaßnahme sei eine Politik, die den Frieden sichert.

Die Feier klang aus mit dem alten Kampflied der Gewerkschaft „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“. Den musikalischen Rahmen hatten die Polizeikapelle unter Georg Zeh und der Männergesangverein Buchenbühl-St. Johannis unter Albert Günther gestaltet.

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