20. Mai 1968: Reizvolles Gasthaus im Wald

20.5.2018, 07:55 Uhr
20. Mai 1968: Reizvolles Gasthaus im Wald

© Gerardi

Das Gasthaus im Wald zwischen Röthenbach bei St. Wolfgang und Allersberg ist sehenswert wegen seiner „pfiffigen“ Architektur, besuchenswert wegen seiner exquisiten Küche und seines gepflegten Kellers. Roland Graf von Faber-Castell hat in Straßmühle ein Schmuckstück bauen lassen, das ein neues, lohnendes Ausflugsziel für die Nürnberger und ihre fränkischen und Oberpfälzer Nachbarn zu werden verspricht.

Mit dem Haus über dem verträumten Straßweiher hat Architekt Dr.-Ing. Friedrich Seegy eine interessante Mischung von rustikaler Eleganz oder eleganter Ländlichkeit geschaffen. So reizvoll wie das Äußere mit seiner eigenwilligen Architektur, so apart bietet sich das Innere in seiner Spannung zwischen Tradition und Moderne dar. So gut wie sich die tief herabgezogenen Dächer in die waldreiche Umgebung einfügen, so gut passen beispielsweise im Jagdstübchen die Balken einer abgerissenen Scheune aus dem 18. Jahrhundert zu den Sesseln in Saffianleder.

Die Ehrengäste des Grafen beim ländlichen Frühstück zur Eröffnungsfeier kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, wieviel Ideen und welche Liebe auf dieses Gasthaus im tiefen Tann verwendet worden ist. Ob Decke und Tische im Grillraum für 50 Gäste, ob Leuchter und Sessel im Hochzeitszimmer für 50 Gäste – auf Schritt und Tritt begegnet der Besucher reizvollen Kontrasten. Die Köhlerstube mit dem offenen Kamin und das Jagdstübchen mit einer kleinen Geweihsammlung runden das Bild eines nichtalltäglichen Bauwerks ab, das sich nicht im Wald zu verstecken brauchte, läge darin nicht gerade seine Besonderheit.

Die Pächterfamilien Hann-Kachelmann, die seit Jahrzehnten ein Begriff für Nürnberger Gastlichkeit sind, bemühen sich mit ihrem geschulten Personal, daß sich bei ihren Gästen zu den Freuden für die Augen die Wonnen für den Gaumen gesellen. Wild und Fisch zählen zu den Spezialitäten, die von der gräflichen Forstverwaltung und den landwirtschaftlichen Betrieben frisch auf den Tisch kommen. Eine eigene Metzgerei und Konditorei sorgen dafür, daß niemand zu hungern braucht, selbst wenn die 160 Plätze im Restaurant und 250 Sitze auf der Terrasse belegt sind. Nur 20 Minuten Autofahrt (über den Zubringer Feucht-Röthenbach bei St. Wolfgang-Sperberslohe) reichen aus, um den Nürnberger an die Quellen von gepflegten Lederer- und Pilsner Urquell-Bieren und an die Fässer der guten Schöppchen zu bringen.

Ob Frühschoppen oder Aufsichtsratsessen, ob Kaffeekränzchen oder Jägerbrotzeit – hier ist jede Gesellschaft gut aufgehoben. Speis und Trank sind für jedermann erschwinglich, denn die Preise auf der Karte des Faberhofs Chur-Pfalz gebärden sich gutbürgerlich. Der Bürger kann es jetzt bei einem Besuch des Gasthauses im Wald Gottfried II., Pfalzgraf zu Wolfstein, Herr von Sulzbürg-Pyrbaum, und seiner „wunderschönen Braut“, der Gräfin Fräulein Sophia Ludovica von Castell-Remlingen, samt Gefolge gleichtun, von deren Jagdausritt rund um die Stranweiher Anno Domini 1666 die Chronik berichtet: "14 Sauen, 208 Hasen und 12 Böcke waren die stolze Strecke, als das Halali geblasen wurde. Alle setzten sich guter Dinge und sehr hungrig zur Tafel, die unter den Tannen herrlich angerichtet war und ein herzhaftes Schmausen und Trinken ..."

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