21. Oktober 1967: "Herbertla" als Leinwandheld

21.10.2017, 07:00 Uhr
21. Oktober 1967:

© Kammler

Jou werkli. Zwei Worte – ein Gütezeichen: Herbert Hisel, der sich seit gestern im Glanz seiner fünften goldenen Schallplatte sonnen darf.

Der 40jährige Komiker verdankt seine Karriere von allem Anfang an seinem – inzwischen berühmten – Mundwerk. Bei einer Mitgliederversammlung der Rheinländer-Vereinigung im Jahre 1954 wagte sich der gelernte Maschinenbautechniker, der sich in Abendkursen zum Ingenieur emporbüffelte, in seiner Kritik an den Büttenrednern arg weit vor. Weil er „sein Maul gar so weit aufgerissen hatte“ (Zitat), sagte ihm die Korona unumwunden: „Red‘ nicht so g‘scheit daher! Mach‘s du doch!“ Gesagt, getan. Und wie er‘s machte!

Im Fasching und beim Bockbier riß Hisel seine Witze und schnitt seine Grimassen, bis er sich zum ersten Rundfunk-Ruhm empor diente. Die „weiß-blaue Drehorgel“ entdeckte Herbert und seinen „Campler“. Sechs Jahre nach dem Debüt in der Bütte stieg er als Profi auf die Bretter, die die Welt bedeuten sollen. Hisel wagte sich bald weit über die weißblauen Grenzpfähle hinaus, denn er sagte sich vor den Gastspielen in preußischen Landen: „Dei kenna doch a Deitsch.“

Mit diesem gesunden Selbstvertrauen im Herzen und dem Erfolg im Rücken reist Nürnbergs Faschingsprinz von 1966 im Jahr 120.000 Kilometer durch nahe und ferne Gaue und füllt die zum Teil großen Häuser. Selbst noch im fernen Amerika bringt er sein Publikum zum Lachen oder zum Weinen. Bei zwei Vorstellungen im ausverkauften Madison Theatre jubelten ihm vor wenigen Wochen noch 7.400 Deutsch-Amerikaner zu. In Österreich, in der Schweiz, in Italien und Holland ist er ein ebenso gern gesehener Gast, um den sich die Manager reißen. Zweieinhalb Millionen Schallplatten hat „Tempo“ in München seit fünf Jahren gepreßt und damit „Herbertla“ zum Goldjungen gemacht.

Die Wurzel für solche Erfolge? „Hisels Humor nimmt unseren Alltag unkompliziert, aber nie verletzend unter die Lupe und vergrößert, verzerrt ihn aber nicht ins Grotesk-Komische“, meinte „Tempo“-Chef Oskar Meißener, als er gestern im Münchener Hotel „Continental“ die fünfte goldene Schallplatte von seiner Tochter Renate an Herbert Hisel überreichen ließ. Der Glücksritter selbst sieht die Sache noch einfacher: „Ich bin schon als Büttenredner angekommen, weil ich die Leute nach den Witzen lachen ließ, während die anderen weiterredeten!“

Das Zwerchfell seiner Mitmenschen will Hisel auch im Gloria-Farbfilm „Heubodengeflüster“ kitzeln, der ihn in der prominenten Gesellschaft von Peter Carsten, Elfie Pertramer, Gunther Philipp, Paul Löwinger, Trude Herr und Willy Millowitsch zum Leinwand-Helden macht. In die gleiche Kerbe zielt er mit seinem Buch „Jou werkli“, das im Klambt-Verlag (Speyer) erschienen ist und seine Lacherfolge schwarz auf weiß liefert.

Noch vor der Filmpremiere Ende Dezember wird Herbert Hisel noch einmal vergoldet: er bekommt in Wien das Goldene Mikrophon, Symbol für die meistverkaufte Schallplatte des Jahres in Österreich.

Was er mit all seinem Geld macht? Hisels Original-Antwort: „Des trog i nach Neimarkt aufs Finanzamt!“

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