23. Januar 1968: Neuer See wird teuer

23.1.2018, 07:00 Uhr
23. Januar 1968: Neuer See wird teuer

© Kammler

Regierungspräsident Karl Burkhardt und Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter unterschrieben gestern im Ansbacher Markgrafen-Schloß einen vom Bezirkstag einstimmig genehmigten Vertrag, der die mittelfränkischen und städtischen Aufgaben beim Ausbau und beim Unterhalt der Pegnitz genau abgrenzt und Vereinbarungen über den Wöhrder See enthält.

Der Bezirk verpflichtete sich, den Fluß von 400 Meter westlich des Wöhrder Talüberganges bis 400 Meter östlich der Flußstraße in Mögeldorf auszubauen. 42,5 v. H. der Baukosten müssen jedoch die Nürnberger beisteuern.

23. Januar 1968: Neuer See wird teuer

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In einer Art Generalklausel vereinbarten die Partner, daß alle Bauvorhaben – die in Zukunft – einem Ziel dienen: die Pegnitz vom „Privatfluß mit erheblicher Hochwassergefahr“, als die sie bisher galt, zum harmlosen „Gewässer zweiter Ordnung“ herabzustufen, für das nach dem bayerischen Wassergesetz Dritte ganz oder teilweise den Unterhalt übernehmen können.

Entsprechend dieser Regelung sorgt Nürnberg innerhalb seiner Grenzen ab 1. Januar 1969 selbst für seinen Hausfluß. Die noch nicht vollendeten Ausbauabschnitte im Osten werden in diese Unterhaltsverpflichtung einbezogen, wenn das Wasserwirtschaftsamt mit der Arbeit fertiggeworden ist. „Damit wird eine gedeihliche Zusammenarbeit garantiert, Unstimmigkeiten werden ausgeschlossen“ kommentierte Bezirkstagspräsident und Landrat Dr. Ignaz Greiner den trockenen Vertrag über das nasse Element.

In seinen Paragraphen steht zu lesen, daß sich die Stadt beim Bau des Wöhrder Sees neue Lasten aufbürdet. Außer der Kostenbeteiligung von 42, 5 v. H. am Flußprojekt selbst muß sie später die Stauanlagen betreiben und bedienen. Sie wird sich außerdem mit 40 v. H. am Unterhalt des Sandfanges beteiligen, der in Höhe der Mögeldorfer Kirche eingebaut werden soll, und sie übernimmt bis auf die bis zu zehn Meter breiten Uferstreifen zu beiden Seiten des Sees die gärtnerische Gestaltung der vom Hochwasser freigelegten Flächen.

Mit den Arbeiten am neuen Pegnitzbett – die Kosten des gesamten Vorhabens betragen voraussichtlich rund zehn Millionen DM – will das Wasserwirtschaftsamt noch in diesem Jahr beginnen. Ein Teil des Geldes ist inzwischen schon bereitgestellt worden.

In den Vertrag aufgenommen wurde außerdem eine Arbeit, mit der das Wasserwirtschaftsamt zur Zeit beschäftigt ist: die Bereinigung der Pegnitz zwischen der Stadtgrenze bei Doos und der Brücke im Zuge der Schnieglinger Wahlerstraße. Die alten Wehre und Triebwerksanlagen sind während des Krieges unbrauchbar geworden. Hochwasser hatte in diesem Abschnitt das Zerstörungswerk fortgesetzt, so daß sich die Flußsohle verändert hatte und die Böschungen unterspült worden waren.

Mit einem Aufwand von 540.000 DM – in die Summe teilen sich das Land Bayern (35 v. H.), der Bezirk Mittelfranken (40 v. H.) und die Stadt Nürnberg (25 v. H.) – wird das Gerümpel beseitigt, ein neues Absturzwehr eingebaut und das Ufer befestigt, damit das Pegnitzwasser wieder richtig in Fluß kommt. Das Wasserwirtschaftsamt hofft, bis zum Sommer die Arbeiten bewältigt zu haben.

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