23. Mai 1968: Gebet in der Pyramide

23.5.2018, 06:54 Uhr
23. Mai 1968: Gebet in der Pyramide

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Neuartig und ungewöhnlich ist an diesem Bau vor allem die Form – eine Pyramide aus Beton, Holz und Stahl über einer flachen, ausgedehnten Anlage, die in der Art eines Klosters Pfarrhaus, quadratischen Innenhof und Gemeindehaus umschließt.

Ab 26. Mai wird nun die Kirche am Dr.-Linnert-Ring den Gläubigen offenstehen. Die 6.000 neuen Gemeindeglieder, gehörten bisher zur Paul-Gerhardt-Kirche, dem 1961 eingeweihten ersten evangelischen Gotteshaus in Langwasser. Von dort aus wird die Festgemeinde am Sonntag um 14.30 Uhr zur Passionskirche ziehen. Die Einweihung nimmt dann um 15 Uhr Kreisdekan Oberkirchenrat D. Eugen Giegler vor.

Bei einer Besichtigung konnten sich gestern vormittag der „Hausherr'“, Pfarrer Gottfried Lindenberg, Pfarrer Georg Wenzel von der Gesamtgemeinde Langwasser und Architekt Diplom-Ingenieur Wilhelm Schlegtendal von der gelungenen Ausführung des rund eine Million kostenden Baues überzeugen. Allerdings – auf Orgel und Glocke werden sie noch warten müssen, der Geldmangel verhindert außerdem, daß in nächster Zeit das die freischwebende Pyramide mit der raumumschließenden Mauer verbindende Glasband bunte Ornamente erhält.

Doch auch ohne diesen belebenden Akzent geht von dem Kirchenraum – dessen Ausstattung bisher rund 140.000 DM verschlang – eine starke Wirkung aus. Sie liegt gerade in der Beschränkung des Materials: rote Ziegelwände, roter Keramikboden, alles übrige aus Fichtenholz. Betont zurückhaltend und klar in der Linie hat der Bildhauer Heinz-Leo Weiß auch Altar, Kanzel und Taufstein gestaltet. Außergewöhnlich ist die Beleuchtung. Gleich einem Strahlenkranz hängt sie, mit 84 Leuchtstäbchen bestückt, aus dem Zeltdach herab.

Klar gegliedert und zweckentsprechend eingerichtet ist auch das schon im Dezember 1967 fertiggestellte Gemeindehaus mit seinem 200 Sitzplätze fassenden Saal und verschiedenen kleineren Räumen. Sie sollen ebenso wie der Kirchenraum dazu beitragen, die Passionskirche zu einem neuen Zentrum des Glaubensgesprächs und der Auseinandersetzung mit der Gesellschaft in der rasch wachsenden Trabantenstadt zu machen.

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