25. Oktober 1968: Flug in die "Waschküche"

25.10.2018, 07:00 Uhr
25. Oktober 1968: Flug in die

© Kammler

Dafür versammelten sich am Nachmittag gleich sechs große Vögel auf dem Rollfeld, denn sie durften auf ihrem Flug in die Welt wegen der "Waschküche" in München nicht zwischenlanden.

Nürnbergs Hafen bekam damit für eine Stunde internationales Gepräge und konnte schon für den Ernstfall proben, daß München-Riem im nächsten Jahr tatsächlich einige Wochen lang gesperrt wird.

25. Oktober 1968: Flug in die

© Kammler

Nur höchst selten muß die Direktion auf Einnahmen verzichten, weil die "Vögel" nicht in der angekündigten Zahl angeflogen kommen. Im ganzen vergangenen Jahr fielen nur 61 Flüge bei 11.500 Starts und Landungen im gewerblichen Verkehr aus. Diese Zahl besagt obendrein nicht, daß die Stadt in Nebel gehüllt war, hinter ihr vermag sich ebenso die Tatsache zu verbergen, daß Maschinen beispielsweise aus Frankfurt erst gar nicht herausgekommen sind. Nürnberg gilt schließlich als sehr nebelsicher.

Pünktlicher Start nach Berlin

Dies bestätigte sich erneut am gestrigen Morgen: pünktlich um 9.50 Uhr konnte die Maschine der PAA nach Berlin starten. Der Flughafen erfüllte zu dieser Zeit schon wieder die Sicherheitsbestimmungen der Kategorie I, die eine Sicht von 800 Meter nach vorne, von 60 Meter in die Tiefe oder Höhe vorschreiben. Sobald das Wäldchen jenseits der Landebahn vom Flughafengebäude wenigstens in Umrissen wieder zu erkennen ist, gilt diese Sicherheit als gegeben.

Bis in die Mittagsstunden hinein teilte sich Nürnberg mit Berlin und Köln (in der Domstadt schien die Sonne und der Himmel war auf acht Kilometer frei) in die Rolle, einen Flughafen mit ausreichender Sicht zu besitzen. Als kurz nach elf Uhr die erste Lufthansa-Boeing dieses Tages leer aus Stuttgart angeschwebt kam, erklärte der stellvertretende Stationsleiter der deutschen Gesellschaft auf die Frage: "Geht die nach Frankfurt?" noch vielsagend: "Sie hofft es." Aber die Main-Metropole war auch um diese Zeit schon wieder frei von Nebel.

Endstation für Air-France-Chef

Aus ihr kamen am Nachmittag drei Lufthansa-Maschinen, die eigentlich über München nach Istanbul, Athen und Teheran fliegen sollten. Sie setzten ihre Reise später direkt fort. Eine weitere Lufthansa-Boeing aus Düsseldorf machte auf dem Weg in die bayerische Landeshauptstadt in Nürnberg ebenso kurzerhand kehrt wie ein PanAm-Flugzeug auf dem Kurs Berlin – München. Eine Air-France-Maschine mit Ziel Paris hielt länger aus.

Die Fluggäste müssen sich um diese Jahreszeit daran gewöhnen, daß ihnen gelegentlich das Wetter übel mitspielt und nicht jeder Flug nach Plan verläuft. Diese Erfahrung machte gestern kein Geringerer als der Generaldirektor der französischen Luftverkehrsgesellschaft Air France, der zu einer Tagung des Internationalen Luftverkehrsverbandes (IATA) nach München reisen wollte. Die Endstation für ihn und alle Passagiere einer "Caravelle" war aber dann doch Nürnberg.

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