26. Januar 1968: Kaserne ohne Kommiß-Anstrich

26.1.2018, 07:00 Uhr
26. Januar 1968: Kaserne ohne Kommiß-Anstrich

© Ulrich

Das ist der erste Eindruck vom neuen Nürnberger Zentrum der Bayerischen Bereitschaftspolizei auf dem 22 Hektar großen Gelände an der Kornburger Straße. Der erste Bauabschnitt, zu dem drei Viertel der geplanten Bauten gehören, ist nach zweidreiviertel Jahren so weit fertiggestellt, daß er heute offiziell seiner Bestimmung als Domizil der IV. Polizeiabteilung übergeben werden kann.

Zur feierlichen Schlüssel-Zeremonie am Vormittag kommen Innenminister Dr. Bruno Merk. Dr. Heinrich Martin als Präsident der Bereitschaftspolizei, Regierungspräsident Karl Burkhardt und Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter.

26. Januar 1968: Kaserne ohne Kommiß-Anstrich

© Ulrich

Die schönsten Föhren im einstigen "Steckerlaswald" sind stehengeblieben und bilden den grünen Rahmen um die einzelnen Gebäude wie um die gesamte Anlage, die in ihrer Architektur und in ihren Einrichtungen auf die vielfachen Ziele der Ausbildung zugeschneidert wurde. In den vier Unterkünften mit Wohn-, Aufenthalts- und Lagerräumen haben zunächst drei Hundertschaften Platz gefunden, wobei der Stabshundertschaft in ihrem Haus zusätzliche Werkstätten vor allem für den Fernmeldedienst zur Verfügung stehen.

Die jetzige Besatzung an der Kornburger Straße: eine neu zusammengestellte Hundertschaft, eine, die von Würzburg übersiedelte, und die 16. Hundertschaft vom Schmausenbuck, auf dem die 15. Hundertschaft einstweilen zurückbleiben mußte. Ihr Gebäude ist noch vom Abteilungsstab belegt, der erst im zweiten Bauabschnitt ein eigenes Reich bekommen wird. Die jungen Männer im grünen Rock leben in freundlichen Vier-Bett-Stuben, ihnen stehen Fernseh- und Lesezimmer offen, wenn der Dienst zu Ende ist.

Während der eineinhalbstündigen Mittagspause bekommen die angehenden Polizeibeamten nicht einfach ihren Schlag in den berühmten „Henkelmann“. Die Speisung der Hungrigen vollzieht sich vielmehr in der heilen Umgebung des separaten Wirtschaftsgebäudes, das schon von außen durch seine Glasfronten auffällt. Große Säle, Kantinen und Gemeinschaftsräume befinden sich unter seinem Dach, so daß der Bau nicht allein der Verpflegung dient, sondern auch als kultureller und gesellschaftlicher Mittelpunkt vorgesehen ist.

BePo-Zentrum kostet 30 Millionen

Vier Garagenzeilen für insgesamt 420 Fahrzeuge einschließlich einer Tankstelle und einer Servicestation. Werkstätten für die Autos und für die Waffen, die Schmiede, die Sattlerei und die Schreinerei, der Spritz- und Lackierraum, flache Wohnbauten für die Beamten des Innendienstes und das Wachgebäude an der Pforte – insgesamt sind es zwölf Hochbauten – vervollständigen den ersten Bauabschnitt auf dem Gebiet, das vor dem ersten Spatenstich abgeholzt und gerodet werden mußte und die Fachleute wegen der Grundwasserverhältnisse vor manche Schwierigkeiten stellte.

Im zweiten Bauabschnitt, der noch in diesem Jahr angepackt werden soll, kommen noch einige nützliche Dinge dazu: ein Lehrgebäude mit zwölf Sälen und einem Auditorium, eine große Turnhalle und ein Verwaltungsgebäude, das auch die Krankenabteilung und die Zahnstation aufnehmen wird. Erst dann ist das neue Zentrum der Bereitschaftspolizei vollständig, sind 30 Millionen Mark für diesen Zweck ausgegeben worden.

Schnellstraße auf dem alten Platz

Aus der neuen "Heim- und Schulstätte" an der südlichen Stadtgrenze werden im Turnus von zweieinhalb Jahren rund 800 Nachwuchskräfte für die Stadt- und Landpolizei, für den Zoll oder den Bundesgrenzschutz hervorgehen. Die Neubauten waren außerdem erforderlich, weil die alten Einrichtungen auf dem Schmausenbuck, die im Kriege der Luftwaffe als Behelfslazarett dienten, für die neu aufgestellte IV. Polizeiabteilung – sie wird von Oberrat Karl Zürner geleitet – weder geeignet noch ausreichend waren. Auch die Stadt Nürnberg hat großes Interesse daran, daß der Schmausenbuck freigemacht wird. Sie braucht das Gelände in den kommenden Jahren für den Ostast der Schnellstraße.

So wurden am Ende gleich "Nägel mit Köpfen" gemacht. Das Resultat: vom Landbauamt wurde die modernste Polizeiunterkunft in der Bundesrepublik errichtet, bei der trotz der Straffheit der Kasernencharakter fehlt. In einer zweckmäßigen Umgebung bekommt der Polizeinachwuchs das für den Beruf erforderliche Rüstzeug und die Eltern können gewiß sein, daß die Sprößlinge gut aufgehoben sind.

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