28. September 1967: Eisstadion beim Club?

28.9.2017, 07:35 Uhr
28. September 1967: Eisstadion beim Club?

© Ulrich

Die beiden Architekten der Sportanlage Valznerweiher, Ernst Schwartz und Ferdinand Axt, haben das Eisstadion auf dem Papier schon fix und fertig in der Schublade, aber das liebe Geld fehlt noch.

Das "I-Tüpfelchen" im nagelneuen Club-Sportpark, der auf 240.000 Quadratmetern eine ungeahnte Fülle von Spielmöglichkeiten bietet, wird freilich noch eine Weile auf sich warten lassen. Weder der 1. FC Nürnberg, der 10 Millionen DM für dieses Schmuckstück opfert, noch die Stadt, der finanziell das Wasser bis zum Halse steht, besitzen gegenwärtig die Mittel für ein Eisstadion.

Oberbürgermeister Dr. Urschlechter sieht nur einen schnellen Weg vom Plan zur Tat: die Linde AG müßte auf ihr Erbbaurecht verzichten, damit das Stadiongelände an der Bayreuther Straße verkauft und von dem Erlös am Valznerweiher neu gebaut werden könnte.

Die Stadtväter waren nicht nur wegen dieser kühnen Gedankenflüge, sondern vor allem auch wegen ihrer Spendierhosen in ernsten und sorgenvollen Tagen für den 1. FCN gern gesehene Gäste beim Club. Sie konnten sich davon überzeugen, daß ihre Finanzspritze ausgezeichnet gewirkt hat.

Das Haus mit mehr als 50 Umkleideräumen und einem Gymnastiksaal ist fertig, in der Sporthalle mit Zuschauerrängen für 500 Personen beginnt in wenigen Tagen der Betrieb, elf Sportplätze für Fußball, Hockey, Handball, zehn Tennisplätze, ein Allwetterplatz mit federndem Hartbelag sind bereits bespielbar, das Clubhaus mit Restaurant und Saal für insgesamt 800 Besucher soll ebenso wie das Schwimmbad für 1500 Gäste im Winter vollendet werden. Im Frühjahr nächsten Jahres wird der Club diese großzügige und einmalige Anlage einweihen.

"Wir wollen mit unserem neuen Sportgelände den anderen Vereinen keineswegs mehr Konkurrenz machen", versicherte Club-Präsident Walter Luther, "wir hoffen aber, vielen Menschen in dieser Stadt damit einen Anreiz zur sportlichen Betätigung zu bieten!" Andere Vereine und auch nahe liegende Schulen seien herzlich eingeladen, Anlagen wie die Sporthalle oder das Schwimmstadion mitzubenutzen.

Mit dieser Geste will der Club seine Dankesschuld an die Stadt ableisten, die ihm gerade in der harten Zeit vor einem Jahr - das Geld war knapp, der Tabellenstand der Bundesligamannschaft mau - wertvolle Hilfe geleistet hat. Präsident Luther fand auch hehre Worte des Lobes für den großzügigen Ausbau des Stadions, "das alle Sportfreunde begeistert". Er bat die Stadtverwaltung nur, den Club nicht allein die Kosten für das Stadion anzulasten und auch bei der Vergnügungssteuer gnädig zu verfahren. Der 1. FCN muß gegenwärtig je 10 v. H. Der Einnahmen als Stadionmiete und als Vergnügungssteuer an die Stadtkasse abführen.

Wenn auch Luther mit diesen Wünschen auf taube Ohren stieß, so fand er mit zwei anderen Bitten Gehör. Der Oberbürgermeister bedeutete ihm, daß gegen Reklame an den hohen Abfangzäunen zur Regensburger und Valznerweiherstraße nichts einzuwenden sei; in der Sehnsucht nach einem nordbayerischen Übungsleiterzentrum treffen sich die Vorstellungen von Stadt und Club.

Es herrschte allseits eitel Wonne, so daß dem Oberbürgermeister nur noch zu wünschen blieb, der Club möge auch weiterhin Ruhm an Nürnbergs Fahnen heften.

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