29. März 1968: Sorgen aus erster, zweiter Hand

29.3.2018, 07:00 Uhr
29. März 1968: Sorgen aus erster, zweiter Hand

© Ursula Helmholz

Vor allem auf dem Gebrauchtwagenmarkt ist der langersehnte Aufschwung nicht in dem erhofften Ausmaß eingetreten. Einen verstärkten Absatz erwarten die Unternehmer von der Gebrauchtwagenschau, die vom 29. bis 31. März in der Messehalle ein breitgefächertes Angebot parat hält.

Viele Betriebe sehen in der Mehrwertsteuer die Hauptursache für das teilweise schleppende Geschäft. Da sich die Preise kaum verändert haben, können sie die Fahrzeuge nicht mehr so hoch in Zahlung nehmen, wie das vor vier Monaten noch der Fall gewesen ist. Und das schmeckt den Kunden nicht.

29. März 1968: Sorgen aus erster, zweiter Hand

© Ursula Helmholz

„Der Januar war eine einzige Katastrophe“, urteilt Verkaufsleiter und Prokurist Hans Vierthaler (45) von VW-Krauss. „Die Käufer taktierten äußerst vorsichtig. Hinzu kam ein beträchtlicher Gebrauchtwagenbestand, den wir ins neue Jahr hinübernehmen und mit der Mehrwertsteuer belasten mußten. Verluste blieben nicht aus, weil zu dem erhöhten Betrag die Wagen nicht abzusetzen waren. Deshalb mußten die Preise für gebrauchte Autos im Durchschnitt um sechs Prozent gesenkt werden.“ Trotzdem blickt Hans Vierthaler optimistisch in die Zukunft. „Im Februar zog der Umsatz an“, meinte er, „und heute kann man ihn schon als gut bezeichnen.“ Die chromblitzenden Halden aus erster oder zweiter Hand wurden von 200 auf 150 Fahrzeuge abgebaut, „was durchaus normal bei uns ist“.

29. März 1968: Sorgen aus erster, zweiter Hand

© Ursula Helmholz

„Was bis Ostern und Pfingsten nicht weggeht“, so bangt Gerhard Hensel (46) von Ford-Minartz, „wird lange Zeit stehenbleiben.“ Nach seiner Meinung hat der Gebrauchtwagenmarkt mit der Einführung der Mehrwertsteuer zu stagnieren begonnen. „So lange wir nicht genügend gebrauchte Autos absetzen können“, folgert der Verkaufsleiter, „bleibt es auch im Neuwagengeschäft ruhig. Das eine greift ins andere über.“ Im Augenblick sieht die Situation allerdings recht günstig aus. Insbesondere in der Preisklasse zwischen 1000 und 3000 Mark finden Fahrzeuge schnell entschlossene Käufer.

Diese Erfahrung hat auch Hermann Kohlmann (38) von Ford-Greissinger gemacht. „Was über dieser Grenze liegt, läßt sich schwer absetzen.“ Das blieb nicht ohne Auswirkungen. „Um uns teure Stücke vom Hals zu halten, haben wir lieber auf einen Neuwagenverkauf verzichtet.“ Mit einem psychologischen Trick hat seine Firma die Diskussion um die leidige Steuer gemildert. „Zuerst führten wir die Fiskusabgabe getrennt auf“, erklärt Hermann Kohlmann. „Das Geschäft lief schlecht. Seitdem wir Inklusivpreise haben, ist der Absatz wesentlich besser.“ In zwei Monaten wurde der Bestand von 130 auf 80 Fahrzeuge reduziert.

Aufwärts ging es auf diesem Gebiet auch bei Opel-Kropf. Jochen Freiberger (25) kennt keine Schwierigkeiten, „gute und preiswerte Wagen an den Mann zu bringen“. Der Juniorchef hat zur Zeit nur siebzig gebrauchte Fahrzeuge auf Lager, „gegenüber 100 bis 150 in normalen Zeiten.“ Trotzdem läßt er keinen Zweifel daran, daß es „früher wesentlich besser“ war. „kein Vergleich zu 1965 oder 1964“, kommentiert auch Hans Preißl (32) von Auto-Kugler. „Die Kunden sind vorsichtiger, der Händler muß ein größeres Risiko tragen“, argumentiert er.

Verwandte Themen


1 Kommentar