30. Juli 1967: Ein Pistolenschuß – zwei Verletzte

30.7.2017, 09:01 Uhr
30. Juli 1967: Ein Pistolenschuß – zwei Verletzte

© Gerardi

In der Brehmstraße streckte der 20jährige Bundeswehr-Obergefreite Siegfried W. aus Nürnberg nach einem Handgemenge zwei Jugendliche nieder. Der 21jährige Hilfsarbeiter Anton T. wurde lebensgefährlich am Kopf getroffen, sein 18jähriger Freund Jan S. an der rechten Backe gestreift. Hunderte von Menschen drängten sich um den Tatort, an dem die Kripo stundenlang die Spuren des blutigen Kampfes sicherte.

„Es krachte plötzlich, als ich in den Fernsehapparat schaute.“ Aufgeregt stürzte die 51jährige Hausfrau Elisabeth Kercenka aus ihrer Wohnung in der Brehmstraße 18. Sie sah zwei Männer in ihrem Blute auf der Fahrbahn liegen. Der dramatische Zwischenfall hatte sich in Sekundenschnelle abgespielt, so daß es für ihn kaum Augenzeugen gibt. Die Nachbarn wurden erst alarmiert, als sie den Schuß fallen hörten und ein Polizeiwagen mit Blaulicht und Sondersignal aufkreuzte.

30. Juli 1967: Ein Pistolenschuß – zwei Verletzte

© Gerardi

Nach den bisherigen Ermittlungen der Polizei läßt sich der Tatvorgang wie folgt rekonstruieren: Obergefreiter Siegfried W. kam mit seinem braunen Volkswagen 1500 gegen 20.20 Uhr gegenüber dem Anwesen Brehmstraße 18 vorgefahren. Er hatte von seiner Einheit in Landsberg/Lech Wochenendurlaub erhalten und wollte seine Freundin besuchen, die im Heim der offenen Tür Ecke Herschelplatz/Brehmstraße als Gruppenfüherin tätig ist. Kaum öffnete er die Wagentür, da sah er sich von drei jungen Männern umringt.

„Was willst du hier“, herrschte ihn einer an. Darauf Siegfried W: „Laßt mich in Ruhe, haut ab!“ Statt dessen stürzten sich die drei Burschen auf den Soldaten, noch während er am Steuer saß, und schlugen ihm mit den Fäusten ins Gesicht. Beim Verhör vor der Kriminalpolizei schilderte der Obergefreite die nächsten Sekunden: „Ich wußte keinen anderen Ausweg mehr und griff nach meiner Pistole (Typ Dreyse, Kaliber 7,65 mm) im Handschuhfach, von der ich nicht wußte, ob sie geladen war.“ Mit dieser Waffe schlug er auf seine vermutlich angetrunkenen Angreifer ein. Der 20jährige vermag sich nur noch daran zu erinnern, daß plötzlich ein Schuß gefallen ist. Zwei Männer stürzten zu Boden.

In diesem Augenblick kam ein Freund von Siegfried W., ein 23jähriger Hauptwachmeister der Schutzpolizei, an den Ort des Kampfgeschehens unmittelbar vor seiner Wohnung. Er hielt den unverletzten Angreifer, den 19jährigen Bruder von Jan S., in Schach, bis eine Funkstreife eintraf. Bis gegen Mitternacht ist der Bundeswehrsoldat von der Kriminalpolizei vernommen worden. Er mußte ebenso die Nacht in der Polizeihaft verbringen wie der unverletzt gebliebene Angreifer, der sich widerstandslos festnehmen ließ.

Die Anwohner der Brehmstraße sind über diesen Zwischenfall nicht überrascht. Sie klagen schon seit langem über das rüde Benehmen von Jugendlichen, die im Heim der offenen Tür ein- und ausgehen.

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