30. September 1968: Die Treue bewahren

30.9.2018, 07:00 Uhr
30. September 1968: Die Treue bewahren

© Ulrich

An den Beginn des Festprogrammes, das sudentendeutsche und schlesische Chöre, die „Eghalanda Gmoi“ und die donauschwäbische Trachtengruppe mit musikalischen und tänzerischen Einlagen bereicherten, stellte Bruno Scheel, der Kreisvorsitzende des Bundes der Vertriebenen, das Bekenntnis zur Heimat, zur Freiheit und zum Frieden. Die Heimatliebe erschöpfe sich heute nicht mehr allein in rührender Erinnerung, sie sei vielmehr zu einer hingebungsvollen Aufgabe geworden.

Scheel, der viele Ehrengäste von Landtag, Stadtverwaltung und Bundeswehr begrüßen konnte, erklärte: „Wir wollen ‚Ja‘ sagen zum freien Europa der Zukunft und die Heimattreue als Zeichen echten Nationalempfindens bewahren!“ An das Heimatbewußtsein, „das man festhalten muß“, knüpfte auch Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter in seinem Grußwort an. Als Schirmherr der Veranstaltung sagte er: „Die Verbundenheit zwischen alten und neuen Bürgern ist zur Selbstverständlichkeit geworden!“

Deutlich hob das Stadtoberhaupt die Verdienste der Heimatvertriebenen hervor, die ein gutes Stück Aufbauleistung für Nürnberg erbracht hätten, weil sie nicht in Haß und Resignation erstarrt geblieben seien. Das Heimatbild, das jeder habe, müsse weiter ganz offen verteidigt werden. „In diesem Sinne begrüße ich es, daß der Tag der Heimat in dieser Form nach wie vor begangen wird!“

Landtagsabgeordneter Bertold Kamm zog in seiner Festansprache eine aktuelle Ost-West-Bilanz, bei der er das Wort von Maria von Ebner-Eschenbach zitierte: „Das Recht des Stärkeren ist das stärkste Unrecht“. Er hob die Politik des Gewaltverzichts der Heimatvertriebenen-Verbände als historisches Verdienst hervor, aber auch die Tatsache, daß sich die Geflüchteten der Gerechtigkeit und dem Frieden verpflichtet fühlen.

Der Referent beschloß seinen interessanten, vielfältig orientierten Vortrag mit der Analyse, die der amerikanische Soziologe Williams James Thomas kürzlich gestellt hat: „Heute verlangt jeder Mensch nach vier Dingen: nach Liebe, neuen Erfahrungen, nach Anerkennung und Sicherheit!“ Zur Sicherheit könnten vornehmlich die Mittel der Politik beitragen.

Am Tag zuvor waren viele Bürger trotz strömenden Regens in den Waffenhof gekommen, um die feierliche Enthüllung des Mahnmals von Bildhauer Emil Zehntgraf mitzuerleben. Sozialreferent Dr. Max Thoma nahm es in die Obhut der Stadt und erklärte, daß die Heimatvertriebenen „einen großen Kraftstrom nach Nürnberg gebracht“ haben. Das Relief werde über den Tag hinaus Bedeutung behalten.

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