31. Dezember 1967: Mit diesen Getränken feierte man Silvester

31.12.2017, 10:27 Uhr
31. Dezember 1967: Mit diesen Getränken feierte man Silvester

© NN / Gertrud Gerardi

Die ganze Welt funkelt im Glas, wenn die Nürnberger das neue Jahr feuchtfröhlich begrüßen. Vom deutschen Hausmarken-Sekt bis zum französischen Spitzen-Champagner, vom Weinbrand aus Franken bis zum Kakteenschnaps aus Mexiko, vom Wein von Frankens Hügeln bis zum "flüssigen Reis" von japanischen Feldern steht vieles bereit, um manchem etwas Stimmung zu bringen. Die ganze Welt steuert ihren Alkohol zu einer zünftigen Silvesterlaune bei, die tatsächlich keine Grenzen zu kennen braucht.

Je nach Stärke ihrer Brieftaschen und der Höhe ihres Bankkontos können die Nürnberger selbst wählen, wie flüssig und schwungvoll sie in das Jahr 1968 gehen wollen.

Sind Sie eingefleischter Biertrinker und wollen Bayerns Nationalgetränk auch am Silvesterabend hochhalten? Ein erweiterter europäischer Markt, der schon Irland und die Tschechoslowakei unter seinem Hut weiß, läßt für Sie ganze Flaschenbatterien auffahren, auf daß Ihre Kehle nicht trocken zu bleiben braucht. Der edle Gerstensaft ist an Quellen in Straßburg und Dublin, Pilsen und Kopenhagen gezapft.

Fässer aus der Ferne

Mehr als ein halbes hundert Sorten wartet darauf, von Ihnen – den Bierfreunden – gekostet zu werden. Die deutschen Fahnen lassen sich dabei mühelos verbreiten, denn die Auswahl reicht über die gängigen Geschmacksrichtungen bis zu den Spezialitäten vom Bamberger Rauch bis zur Berliner Weißen. Und obendrein kann der Freund von Fässern und Flaschen billig in Fahrt kommen. Selbst das erlesene Pilsner Urquell aus dem „nahen Osten“ kostet nicht mehr als 1,30 DM je Fläschchen, liegt damit aber natürlich um ein gerüttelt Maß über den Preisen für Biere aus den einheimischen Brauereien.

Die Liebhaber von harten Getränken müssen nicht darauf verzichten; mit internationaler Note zu feiern. Bei jungen Leuten gilt nach wie vor der Whisky als hoher Favorit, zumal der Nachschub aus Schottland, England, Irland und – mehr und mehr – auch aus den Vereinigten Staaten nichts zu wünschen übrig läßt. Pur, mit Soda oder Wasser, eisig "on the rocks" und als hochprozentige Grundlage für Cocktails können gebrannter Weizen, Mais und Gerste leicht verhüten, daß die Stimmung unterkühlt bleibt. Wer sich mit Whisky einheizen will, muß zwischen 15 und 30 Mark anlegen, darf aber sicher sein, daß mit jedem Glas die trüben Tassen in der Runde rarer werden.

Ältere Herrschaften – so hört man – greifen neuerdings wieder gerne zum Kognak, um innerlich warm und sichtbar aufgeräumt zu werden. Da gibt es edle Tropfen, die bis zu 70 Jahren im Faß geschlummert haben, ehe sie ihren Geist wirksam werden lassen. Solches Alter will bezahlt sein: eine Flasche aus dem klassischen Landstrich des Cognac kostet gut und gerne 125 Mark. Aber nicht jeder muß gleich nach den Sternen greifen, denn es gibt genug anderes, an dem sich‘s gut berauschen läßt.

Wie wär‘s mit einem Mandarinenlikör aus Italien, einem gehaltvollen "Orangensaft" aus Frankreich, einem Anisschnäpschen aus der Türkei oder einem Eierlikör aus Holland für die Damen? Die Autofahrer beiderlei Geschlechts, die eine volle Blume schmecken, aber auf hohe Volumenprozente verzichten wollen, greifen gerne zu Sherry und Portwein, die eine weite Reise bis nach Franken hinter sich haben.

Wein oder Whisky, Bier oder Bowle, Kognak oder Cocktails – all das mag am Silvesterabend in Strömen fließen, aber Sekt und Champagner krönen ihn erst. Das perlende Getränk in Schalen und Kelchen gehört zum feierlichen Ausklang und zum festlichen Auftakt eines Jahres wie das Läuten um Mitternacht und das Böllern der Raketen. Der Schaumwein, der die Laune zum Überschäumen bringt, kommt allerdings längst nicht mehr allein aus deutschen Landen auf den Tisch.

Der Toast zur Mitternacht kann ein teures Vergnügen werden, wenn das Beste gerade gut genug ist. Mit dem Inhalt einer Flasche Louis Roederer rinnen sage und schreibe 37 DM durch die Kehle. Die anderen französischen Champagner liegen im Preis zwischen 20 und 30 Mark und sind damit noch kostspieliger als die renommierten deutschen Spitzensekte, die es auch in sich haben.

Ein altes Sprichwort sagt, daß sich über den Geschmack nicht streiten läßt. Deshalb werden die Franken den anbrechenden 366 Tagen mit dem Alkohol entgegengehen, der ihnen lieb und teuer ist. Ein jeder kann sich schmecken lassen, was alle Welt für ihn "gebraut" hat.

In diesem Sinne "Prost 1968!" 

 

 

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