31. Mai 1967: Der Spargel "friert"

31.5.2017, 07:00 Uhr
31. Mai 1967: Der Spargel

© Gerardi

"Noch selten waren die Kälte-Intervalle so heftig und nachhaltig schädlich wie heuer", erklärt der Geschäftsführer des Bauernverbandes, Herbert Schuster, auf Anfrage. "Der Spargel braucht Feuchtigkeit und Wärme in möglichst gleichbleibendem Wechsel – aber davon kann dieses Jahr keine Rede sein." Das Ergebnis: der Ertrag bleibt weit unter dem Durchschnitt zurück.

31. Mai 1967: Der Spargel

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Tatsächlich haben die Anbauer der Junganlagen – seit der Flurbereinigung ab 1963/64 handelt es sich um 20 Tagwerke auf sieben Hektar Fläche – bereits aufgehört, Spargel zu stechen. Auf den Hügelzeilen weht schon der erste grüne Asparagus im kühlen Wind.

Die übrigen Erzeuger der köstlichen weißen Stengel, die auf 90 Tagwerken 30 Hektar ältere und bisher stets einträgliche Felder haben, sind in diesen Tagen "froh", wenn sie beim "Stechgang" wenigstens ein paar Pfund Spargel geerntet haben. "Die Triebkraft ist einfach weg", sagt eine Bäuerin, "und so wird der frische Spargel fast zur Rarität!"

Kein Wunder, daß die Preise, die gegenwärtig auf dem Markt für dieses heimische Erzeugnis verlangt werden, einer Fieberkurve gleichen. Als bedauerlich für die Anbauer erweist sich zudem die Tatsache, daß der Heißhunger auf Spargel erfahrungsgemäß nachläßt, sobald die Erdbeeren rote Bäckchen bekommen.

"Dennoch kann nicht von einer Katastrophe gesprochen werden", meint Geschäftsführer Schuster; "es ist bei dieser Sachlage nur bedauerlich, wie wenig die viele Zeit, das Düngen und Häufeln, Kraft und Kosten nun eingebracht haben!" Die Bauern hatten auf ein lukratives Ergebnis gehofft. Jetzt laufen sie jedem vereinzelten Stengelchen durch lange Reihen nach.

Sorge um Abnahme des Spargels besteht jedoch nicht. Die saftigfrische Ware geht noch immer rasch weg. Und wie es immer so ist: alles Nachteilige hat auch sein Gutes: das naßkühle Wetter eignet sich besonders für das Pflanzen des jungen Gemüses – häufig schon nicht mehr mühsam mit der Hand und in gebückter Haltung, sondern mit Pflanzmaschinen. Kartoffeln und Rüben, Kraut und Gurken gedeihen jetzt prächtig. Für sie ist die Witterung „genau richtig“, und die Kleingärtner haben Spaß an diesem Wachstum.

Die Knoblauchsländer Bauern haben sich längst daran gewöhnt, sich moderner Methoden zu bedienen und nicht zu resignieren, wenn mal der Himmel, mal der Verbraucher nicht so will, wie gewünscht.

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