4. Februar 1969: Stadtgeschichte in Zinn

4.2.2019, 07:00 Uhr
4. Februar 1969: Stadtgeschichte in Zinn

© Ulrich

Man erfuhr diese teils betrüblichen, teils erfreulichen Tatsachen gestern bei der Eröffnung einer Zinnfiguren-Ausstellung „Geschichte Nürnbergs in Zinn“ in der Schalterhalle der Commerz-Bank Nürnberg an der Königstraße 21. Die Bankleitung, die ja schon öfter an dieser Stelle volkskundliche oder geographische Ausstellungen gezeigt hat, wählte diesmal die Zinnfiguren, weil sie eine so enge Beziehung zu Nürnberg haben und weil die Spielwarenmesse vor der Tür steht.

Man muß sich ein wenig Zeit lassen bei der Besichtigung der 18 liebevoll zusammengestellten Gruppen – von den Höhlenbewohnern bei Happurg über das Gesellen-Stechen, den Kaufmannszug, Wallensteins Lager bis zur ersten Eisenbahn – wenn man alle Feinheiten dieser subtilen Kleinkunst entdecken und würdigen will. Für jedes dieser kleinen Kunstwerke muß eine maßstabgetreue Zeichnung angefertigt, müssen alle Details in stundenlanger, oft tagelanger Arbeit in zwei harte Schieferplatten gegraben werden. Dabei kostet die „blanke“ Figur nur rund 30 Pfennig, die bemalte je nach der Ausführung eine bis drei Mark, nur in seltenen Ausnahmefällen, bei denen das Bemalen wieder einen ganzen Tag dauert, auch einmal fünf Mark.

Reich werden kann man dabei wohl nicht, es ist ein Gewerbe für Idealisten und Kunstfreunde. Der Massenabsatz fehlt, denn die Jugend hat sich längst von diesem schönen Spielzeug abgewandt. Es wird aber in zunehmendem Maß wieder von Liebhabern geschätzt und aus kunsthistorischem Interesse gesammelt. Vielleicht trägt auch die Ausstellung in der Schalterhalle, die bis 14. Februar gezeigt wird und nur eine kleine Auswahl aus rund 70 000 Figuren des Zinnfiguren-Cabinetts Harald Kebbel bietet, ein wenig dazu bei, die jahrhundertalte Tradition der Nürnberger Zinnfigurenherstellung wieder zu beleben.

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