4. Oktober 1968: Jagd auf Nachlässige

4.10.2018, 07:00 Uhr
4. Oktober 1968: Jagd auf Nachlässige

© Ranke

Über hundert Streifen sind manchmal unterwegs und halten nach Sündern Ausschau. Die Beamten werfen ein waches Auge auf Bremsen, Reifen und Scheinwerfer, die oft beträchtliche Fehler aufweisen. Die Folgen bekommen die Kraftfahrer prompt zu spüren: es hagelt gebührenpflichtige Verwarnungen, Mängel- und Strafanzeigen. Die an Überraschungen gewöhnten Polizisten kommen manchmal aus dem Staunen nicht heraus. Sie erleben die tollsten Dinge…

Die Beamten entdecken Vehikel, bei denen sich die Bremsen bis zum Bodenblech durchtreten lassen und immer noch keine Wirkung zeigen. Oder sie halten Autofahrer an, die mit blankgefahrenen Reifen und defekten Steuerungen unterwegs sind. „Selbst mit Achsenbrüchen wagen sich noch viele Kraftfahrer ans Steuer“, meint der Leiter der Verkehrsstreifengruppe, Amtmann Richard Kleinschnitz. Er findet, daß seine Beamten in jedem Jahr nach dem Ende der Urlaubszeit mehr Arbeit haben. Der Grund: die Fahrzeuge haben lange Strecken hinter sich und die Brieftaschen für notwendige Reparaturen sind oft zu leer.

Die Verkehrsstreifengruppe beschlagnahmte auch zwölf Autos, ein Motorrad und ein Moped, da diese Fahrzeuge sich in einem erbärmlichen Zustand befanden. Typisch für solche extremen Beispiele ist ein auswärtiger Arbeiter, der mit seinem schrottreifen Wagen eine Einkaufsfahrt nach Nürnberg unternommen hatte. Die Beamten stöberten ihn in der Innenstadt auf und trauten ihren Augen nicht: sowohl die Fuß- als auch die Handbremse funktionierten nicht, von den Reifen war das Profil abgefahren und auch sonst entdeckten sie zahlreiche Mängel. Wenn der Mann anhalten wollte, visierte er die Bordsteinkante an. Mit dieser Methode hatte er so großen „Erfolg“, daß er die lebensgefährlichen Manöver ohne Unfall überstand.

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