5. April 1968: Die Pegnitz bleibt brav im Bett

5.4.2018, 07:00 Uhr
5. April 1968: Die Pegnitz bleibt brav im Bett

© Gerardi

Landrat Dr. Ignaz Greiner (Hilpoltstein), der Präsident des mittelfränkischen Bezirkstages, enthüllt um 15 Uhr am rechten Pegnitzufer unterhalb der Fleischbrücke eine Tafel, die am Haus der Chemischen Untersuchungsanstalt angebracht worden ist und spätere Generationen an ein schon vor Jahren gemeinsam vom Land, vom Bezirk und von der Stadt vollendetes Werk erinnert: die Hochwasser-Freilegung der Pegnitz zwischen dem Lederersteg im Westen und der Steubenbrücke im Osten.

5. April 1968: Die Pegnitz bleibt brav im Bett

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Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter wird in seiner Rede gewiß darauf hinweisen, daß am 8. April 1968 der seit dem berüchtigten Hochwasser vom 5. Februar 1909 gehegte Traum offiziell Wirklichkeit geworden ist. Keine Flutwelle kann die Bürger mehr von den Stühlen reißen.

Vor 59 Jahren hat sich die letzte Katastrophe ereignet. In weiten Teilen der Stadt hieß es „Land unter!“, denn statt der durchschnittlich zehn Kubikmeter Wasser je Sekunde wälzten sich 430 Kubikmeter einher. Diese gewaltige Menge vom Jahre 1909 wurde deshalb auch allen Berechnungen zur Hochwasserfreilegung zugrundegelegt, die mit rund zehn Millionen DM etwa ebenso viel wie der Flughafen in seiner Aufbaustufe gekostet hat.

Mit dem Neubau der zerstörten Wehre nach dem Kriege wurde das große Vorhaben angepackt. Man hat sie als Dach- und Klappenwehre ausgebildet, die bei Hochwasser keine Hindernisse mehr bilden. Von einer sinnreichen Automatik gesteuert, klappen sie bei steigendem Wasserstand einfach um oder öffnen ein Ventil, damit der Nürnberger „Leib-und-Magen-Fluß“ freie Bahn bekommt.

Gleichzeitig wurde das Flußbett teils vertieft, teils verbreitert – stets mit dem Ziel, das Profil des Flußbettes so zu gestalten, daß auch große Wassermassen darin Platz finden. Obendrein wurde die Ufermauer neu gesetzt oder ausgebessert. Sie hat – dem Nürnberger Stil entsprechend aus Sandstein – die Festigkeit der Ufer erhöht und gab die Möglichkeit, eine stadtplanerische Forderung zu erfüllen und die Häuserzeilen entlang der Pegnitz wieder aufzubauen.

Das Herzstück der ganzen Sache aber bildet der in den Jahren 1953/54 in zwei Bauabschnitten für rund zwei Millionen DM errichtete Hochwasserstollen zwischen der Museumsbrücke und dem früheren Schwabenmühl-Wehr. Den Tunnel, den die Nürnberger vor seiner Überbauung jahrelang in voller Betonschönheit haben bewundern können, überwindet die schmalste Stelle im Bereich der Innenstadt.

Eine große Planung und viel Geld für ein scheinbar so belangloses Flüßchen, das darüber hinaus auch in den nächsten Jahren noch den drei Partnern auf der Tasche liegen wird, weil es nach Osten bis über Mögeldorf hinaus ausgebaut werden muß, um die Wasserabflußverhältnisse im Stadtbereich abschließend zu bereinigen.

Aber die Pegnitz ist eben wie die Nürnberger auch: harmlos und gemütlich im allgemeinen und furchtbar im Zorn, in den sie – so zeigt die 600 Jahre alte Statistik vom Hochwasser – nicht öfter als dreimal, mindestens aber einmal in einem Jahrhundert gerät.

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