5. Oktober 1968: Kanal vor der Haustür

5.10.2018, 07:00 Uhr
5. Oktober 1968: Kanal vor der Haustür

© Ulrich

Einen Steinwurf weit von ihrer Haustür weg läuft künftig die Großschiffahrtsstraße vom Main zur Donau vorbei, liegt die Schleuse Nürnberg. Sie können deshalb beim Frühstück oder beim Nachmittagskaffee den Betrieb auf der Wasserstraße verfolgen und beobachten, wie die 1.350 Tonnen großen Europaschiffe um über neun Meter gehoben werden.

Doch bis es einmal so weit ist, müssen die Werderauer auch einige Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen. Bagger, Planierraupen und Muldenkipper lärmen auf dem Gelände. Der Bau der Schleuse Nürnberg hat bereits begonnen.

Bisher mußten die Großstädter aufs Land fahren, wollten sie etwas von der nahenden Großschiffahrtsstraße sehen: nach Möhrendorf beispielsweise, um einen Blick auf die Wasserfläche des Kanals zu werfen, nach Kriegenbrunn zur nächstgelegenen Schleusenbaustelle oder zu zahlreichen Straßenbrücken, die als Vorboten in der Umgebung stehen. Nun fiel – vom Bau des Staatshafens in Maiach/Hinterhof abgesehen – auch im Stadtgebiet der Startschuß für den eigentlichen Kanal, an den Nürnberg große wirtschaftliche Erwartungen knüpft.

400 Meter lang und 200 Meter breit: so groß ist die Fläche, die die Schleuse Nürnberg mit einer Hubhöhe von 9,40 Meter benötigt. Zum Hebewerk gehört ein Sparbecken, um Wasserverluste beim Schleusenvorgang zu vermeiden. Es faßt ein Drittel des Schleusenbeckens. Eine weitere imponierende Zahl: 500.000 Kubikmeter Erdaushub, der zum großen Teil für die Rampen an der neuen Brücke für die Bundesstraße 2 verwendet wird. Außerdem muß das Gebiet, in dem die Schleuse Nürnberg zu liegen kommt, um rund 1,30 Meter aufgeschüttet werden.

Nachdem die Rodung abgeschlossen worden ist, läuft im Augenblick die zweite Etappe. Schwere Maschinen schieben den Mutterboden beiseite, geringfügig werden Straßen verlegt. Doch will die aus vier namhaften Unternehmen gebildete Arbeitsgemeinschaft – weniger Regen vorausgesetzt – in diesem Jahr die Erdarbeiten noch so weit vorantreiben, daß am Unterhaupt der Schleuse mit dem Betonieren begonnen werden kann.

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