6. April 1968: Alarm für die Polizei

6.4.2018, 07:00 Uhr
6. April 1968: Alarm für die Polizei

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In der Innenstadt und auf den Ausfallstraßen bildeten sich zunächst lange Autoschlangen, die sich erst auflösten, als etwa hundert Beamte in Marsch gesetzt wurden. Bis der Schaden nach zwei Stunden behoben war, lenkten sie die Kolonnen in geordnete Bahnen.

Um 15.35 Uhr atmeten sechs Siemens-Techniker erleichtert auf: als sie mehrere Teile der komplizierten Anlage überprüft und ausgewechselt hatten, arbeitete der Computer wieder. "Der Fehler ist behoben, aber die genaue Ursache kennen wir immer noch nicht", gestanden sie. Die Ingenieure wissen nur, daß der Defekt im Signalspeicher I aufgetreten war. Vermutlich ist er durch eine gebrochene Lötstelle entstanden.

Bis die Verkehrsposten am richtigen Platz waren, machte sich unter den Kraftfahrern große Unsicherheit breit. Und das kam nicht von ungefähr: während ein Teil der Ampel Dauer-Grün hatte, verharrten andere wieder in "Rot" oder fielen gänzlich aus. In den ersten Minuten herrschte mitunter heilloses Durcheinander. Erst als sich die Autofahrer ein Herz gefaßt hatten und auch bei "Rot" Kreuzungen passierten, lösten sich die Pulks auf. Nur an der Peripherie der Stadt arbeiteten einige Lichtzeichenanlagen normal.

Um 15.35 Uhr war die Störung im Computer behoben, so daß er mit dem Abendprogramm "gefüttert" werden konnte. Zug um Zug wurden die ausgefallenen Ampelanlagen wieder angeschlossen. "Ein Glück", meinte Polizeioberamtmann Emil Ostertag, "daß der Fehler noch vor dem Berufsverkehr gefunden wurde." Allerdings waren Beeinträchtigungen nicht ganz zu vermeiden. denn bis überall im Stadtgebiet die grünen Wellen wieder flimmerten, vergingen fast noch zwei Stunden.

Trotz des Ampelausfalls kam es nicht zu folgenschweren Unfällen. "Die Kraftfahrer haben sich sehr diszipliniert verhalten", lobte die Polizei. Der einzige Zwischenfall, der auf das Konto des Elektronenrechners geht, ereignete sich am Neutorgraben bei der Einmündung der Johannisstraße. Dort lief um 13.40 Uhr eine 72-jährige Rentnerin, die vergeblich auf "Grün" gewartet hatte, über die Fahrbahn. Dabei wurde sie von einem Auto, das ein 21-jähriger Schüler steuerte, erfaßt und erheblich verletzt.

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