6. April 1969: Zugnummer: Delphine

6.4.2019, 07:00 Uhr
6. April 1969: Zugnummer: Delphine

© Ulrich

Der Süddeutsche Verband reisender Schausteller und Handelsleute mit Sitz in Nürnberg, der seit genau 50 Jahren diese Volksbelustigungen ausrichtet, hat sich damit selbst das schönste Jubiläumsgeschenk gemacht.

6. April 1969: Zugnummer: Delphine

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Das Frühlingsfest in nackten Zahlen: 35 Fahrgeschäfte sowie sechs Schau- und Belustigungsbetriebe, 30 Schießbuden, 20 Eis- und Zuckerwarenhandlungen, vier Heringsbratereien, eine Kantine, „Gigalas“-Bratereien und ein großes Bierzelt, in dem Bier der Brau-AG ausgeschenkt wird, sorgen dafür, daß die Be-sucher voll auf ihre Rechnung kommen.

Für die Attraktion schlechthin aber sorgen die Eheleute Erich und Erika Schneider, die in der siebenten Generation das Unternehmen führen und heute schon wissen, daß ihre Söhne Wolfgang (21) und Jürgen (18) die Schneider-Tradition fortsetzen werden. Angefangen hat alles anno 1542. Damals zeigte man Liliputaner wie gezähmte Löwen und Bären, unter anderem auch am Zarenhof in Petersburg – die führende Kaste war in dieser Zeit noch nicht so human, die „Lilis“ unter die Gattung des „Homo sapiens“ einzureihen.

Nun, die Liliputaner sind längst als Menschen anerkannt und sie gehören ebenso lange zu den führenden Artisten der Welt. An ihrer Stelle werden heute die Delphine gezeigt, denen Tierforscher ebenfalls schon menschliche Instinkte nachsagen.

Bei „Bonco“ und „Ricco“, dem zweieinhalbjährigen „Flipper“-Pärchen aus Miami, könnte man's fast glauben. Wie bei einem teuren Fußball- oder Schlagerstar werden ihre Talente hoch dotiert. Freilich, sie selber haben nichts davon, am Anfang nicht einmal die Familie Schneider, die für eines dieser Säugetiere über 50.000 DM ausgeben muß.

Das Beste ist für die Delphine gerade gut genug. So leben sie bei ihrem Gastspiel in Nürnberg nicht im schlammigen Wasser des Dutzendteiches – was naheliegender wäre –, sondern im ersten Glasbassin Europas, das mit 100.000 Litern frischem Wasser gefüllt wird. Die Feuerwehr brauchte dafür fünf Stunden. 50 Zentner Meersalz und andere Chemikalien fügten Fachleute des Schneider-Unternehmens hinzu.

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