6. Februar 1967: Trainer wurde Weisheit eingetrichtert

6.2.2017, 07:00 Uhr
6. Februar 1967: Trainer wurde Weisheit eingetrichtert

© Ulrich

Von den Abstiegssorgen des ruhmreichen Clubs war nichts zu spüren, als „Trichter“-Präsident Fritz Rang dem neuen Trainer „zur Bestärkung in seinem Wirken für das Wiedererstreben unseres 1. FCN“ die Fußballweisheit eintrichterte.

6. Februar 1967: Trainer wurde Weisheit eingetrichtert

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Geduldig ließ der Wiener die Prozedur über sich ergehen. Ob sie auch zu dem gewünschten Erfolg auf dem grünen Rasen führt, wird sich bald zeigen. Die vielen Zuschauer, die teilweise in ein buntes Kostüm geschlüpft waren, hatten ihren Spaß an der Freud. Ein farbenprächtiges Bild zeigte sich ihnen, als die 35 Abordnungen fränkischer Karnevalsgesellschaften mit 420 närrischen Streitern, Kapellen und Garden aufmarschierten.

Indes stand Trainer Merkel frierend auf der Tribüne und wartete auf das närrische Ereignis, mit dem die „Trichter“-Schar den geschwächten Club wieder moralisch aufrüsten möchte. „Max, was jetzt auf dich wartet, hat der OB schon hinter sich“, tröstete Fritz Rang den Ballstrategen. Dr. Andreas Urschlechter frotzelte mit. „Bei mir hat es etwas genützt. Zwei Jahre später habe ich es gemerkt.“ „Aber“, so schränkte das Stadtoberhaupt ein, „so lange darf es beim Trainer nicht dauern. Bei dir muß es blitzartig gehen.“

Und wie schnell zumindest die Narren bei der Hand sind, zeigte Fritz Rang. Schnell griff er zum Trichter, setzte ihn vorsichtig auf den Kopf des Trainers und befahl der in kurzen Hosen und mit einer Spritze aus dem Jahre 1899 angetretenen Feuerwehr: „Wasser marsch!“ Es schoß zwar kein kühles Naß durch den Schlauch, aber dafür ließ er um so mehr Weisheit einflößen, „auf daß jeder Schuß ein Treffer ist.“ Die Wirkung zeigte sich prompt. „300er Pulsschlag“, diagnostizierte der Oberbürgermeister: „Es plumpst, es plumpst.“

6. Februar 1967: Trainer wurde Weisheit eingetrichtert

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Nach fünf Minuten war die Therapie beendet. Noch etwas geschwächt, aber stolz über den goldenen Trichter und die Ehrenurkunde, sprach Max Merkel ins Mikrophon: „In einigen Wochen werden wir sehen. Ich kann nichts versprechen, nur hoffen.“ Und Präsident Fritz Rang frohlockte: „Mit dem Trichter in der Hand, schießt man Tore im ganzen Land. Das mit 3:0 gewonnene Freundschaftsspiel im Hof hat gezeigt, daß es schon merkelt.“

Die Gaudi auf dem Hauptmarkt erreichte ihren Höhepunkt, als Dr. Urschlechter den Anstoß zum „Spiel des Jahres“ freigab: die „Trichter-Biezies“ traten mit Faschingsprinz Rudi I. als Mittelstürmer gegen die Clubmannschaft an. In Trainingsanzügen stürzten sich die elf Lizenz-Kicker Toth, Leupold, Preßler, Wabra, E. Müller, Reisch, Greif, Wild, Schöll und Usbeck in das närrische Spiel.

Und als der Ball zum 1:0 für die „Biezies“ durch das von zwei Parkverbotsschildern markierte Tor zischte, schalteten die Cluberer zum Angriff über und schafften in der zweiten Halbzeit den Ausgleich. Als dann aber vom Spielfeldrand elf Bälle in die Arena flogen, brach der „Trichter“-Büttel, der das Treffen bis zu diesem Zeitpunkt umsichtig geleitet hatte, den Kräftevergleich kompromißlos ab.

Meinte der Oberbürgermeister: „Die Biezies beim Club – da kann nichts mehr schiefgehen.“

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