6. Februar 1969: Delphine zur Freude aller Zoo-Besucher

6.2.2019, 07:00 Uhr
6. Februar 1969: Delphine zur Freude aller Zoo-Besucher

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Gestern aber durften Oberbürgermeister, Bürgermeister und die Fraktionen gleich die Taten von zwei Mitbürgern rühmen. Sozialreferent Dr. Max Thoma gab Urkunde und Satzung der „Fritz-Hintermayr-Stiftung“ bekannt die vom Innenministerium genehmigt worden ist. Aus ihrem Vermögen von rund fünf Millionen Mark sind alljährlich Einnahmen von 30.000 Mark zu erwarten, die den Bedürftigen und Alten unter der Bevölkerung zugute kommen werden. Außerdem hat ein Nürnberger, der zunächst im Hintergrund bleiben möchte, eine Million Mark zur Verfügung gestellt, damit im Tiergarten die liebenswerten Delphine eine Heimstatt bekommen.

1,8 Mill. DM Kosten

Beeindruckt von den munteren Spielen die die in den Vereinigten Staaten und in Duisburg gehaltenen Zahnwale trieben, habe sich der Stifter entschlossen, die respektable Summe ausdrücklich für ein „Delphinarium“ zu bestimmen, erklärte Bürgermeister Franz Haas. Die Anlage, die voraussichtlich rund 1,8 Millionen Mark kostet und zwischen Affen- und Nilpferdhaus errichtet wird, finanziert der Verein der Tiergartenfreunde mit. Er steuert 250.000 Mark bei. Den Rest will der Kämmerer aus seiner Kasse locker machen.

Nachdem so geklärt war, wie die Unterkunft der „Flipper“ bezahlt werden kann, gab Baureferent Heinz Sehmeißner – er hat vor 30 Jahren schon am Bau der Gehege am Schmausenbuck mitgearbeitet – nähere Erläuterungen zu den Plänen die auf die engen Beziehungen zwischen Menschen und den intelligenten Meeressäugetieren Rücksicht nehmen.

Delphine im Ranna-Sprudel

Vorgesehen ist eine architektonisch reizvoll gestaltete Zuschauerhalle mit rund 700 Sitzplätzen und maximal 500 Stehplätze auf den gleich einem Amphitheater angeordneten Rängen. Im „Parterre“ befindet sich das vier Meter tiefe und 25 Meter lange Becken in Form eines unregelmäßigen Achtecks, in dem die Tiere genügend Anlauf für ihre bis zu sechs Meter hohen Sprünge nehmen können. Gleich daneben liegt in einem gesonderten Trakt das mit einem Kanal mit dem Hauptbecken verbundene „Schlafzimmer“ der Delphine. In vier abschließbaren Becken können die Tiere übernachten, hier können sie aber auch ihre erstaunlichen Dressuren einstudieren.

Im Gegensatz zu den Aquarien in den USA, Australien und Japan, deren Bassins mit Meerwasser gespeist werden müssen die Nürnberger Delphine mit dem Ranna-Sprudel vorlieb nehmen, der künstlich aufbereitet wird. Für eine Beckenfüllung mit 700 Kubikmeter sind 400 Zentner Salz notwendig. Dazu kommt ein weiterer Salz-Zusatz von acht Zentnern je Tag, damit die stets auf 20 Grad gehaltene und ständig umgewälzte Flüssigkeit den Bewohnern bekommt.

Nürnberg beabsichtigt, die Planung dem Duisburger Architekten E. D. Haberkorn zu übertragen, der mit dem Bau der ersten deutschen Anlage im Duisburger Zoo hinreichende Erfahrung sammeln konnte. Die Arbeiten dazu sollen bereits im August beginnen so daß im Juli des nächsten Jahres schon die ersten Tiere eingesetzt werden. Sie kommen mit dem Flugzeug aus Florida und kosten je 15.000 Mark. Mit vier Exemplaren soll es einstweilen genug sein. Nach diesem Ausflug in die zoologischen Regionen rief Sozialreferent Dr. Max Thoma die Stadtväter zu einer ebenso angenehmen Nachricht wieder zurück zu einem anderen Feld, zur Fürsorge für die bedürftigen und alten Menschen, der sich der 1964 verstorbene Nürnberger Fabrikant Fritz Hintermayr verschrieben hatte. Neben seinen hochherzigen Stiftungen beim Bau des Altenheimes Plat-nersberg und des Altenpflegeheimes im Sebastianspital, das seinen Namen trägt, hat der Wohltäter noch ein übriges für seine Nürnberger getan.

Für die Armen

Max Hintermayr errichtete aus dem Nachlaß seines Bruders die rechtskräftig gewordene Stiftung die von der Stadt verwaltet wird und der mit Sozialreferent Dr. Max Thoma, Fabrikant Max Hintermayr und Stadtkämmerer Dr. Dr. Georg Zitzmann ein dreiköpfiges Gremium vorsteht. Die aus dem Erlös des Stiftungsvermögens fließenden Mittel sind dazu bestimmt, bedürftigen Altenheiminsassen unter die Arme zu greifen sowie der Stadt und den Trägern der freien Wohlfahrtspflege Geld zu gemeinnützigen und mildtätigen Zwecken zur Verfügung zu stellen.

„Wir sagen herzlichen Dank, der auch Max Hintermayr gebührt, weil er die Gedanken seines Bruders so großzügig und so großartig verwirklicht hat.“ So wie Dr. Friedrich Bergoll dankten alle Fraktionssprecher. Mit strahlenden Gesichtern verließen die Räte diesmal den Sitzungssaal. Ihnen war anzusehen daß sie sich über den Tag herzlich freuten, an dem die Stadt beschenkt worden ist, wie es heute fast nur noch im Märchen vorkommt.

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