6. Januar 1967: Exotische Schönheiten zitterten…

6.1.2017, 07:00 Uhr
6. Januar 1967: Exotische Schönheiten zitterten…

© Gerardi

Nach 16stündigem Flug über 6.000 Kilometer, der von Colombo über Bombay, Karatschi, Beirut, Genf nach Frankfurt und weiter bis Nürnberg führte, zeigten sich die braunen Schönheiten von der „Tee-Insel“ nicht ein bißchen erschöpft. Sie zitterten nur vor Kälte – kein Wunder, denn ihre buntschillernde Tracht zeigten vielfach „Mitte ohne...“

Für Krankenhaus-Verwaltungsdirektor Hans Weist, Oberschwester Brigitte und viele andere Verantwortliche ergibt sich erneut die Aufgabe – wie im Herbst bei den inzwischen eingewöhnten Mädchen aus Indonesien –, die von der Sonne verwöhnten Exotinnen warm zu „verpacken“. Sobald das geschehen ist, heißt es für die durchschnittlich 20jährigen: Deutsch lernen. Oberlehrerin Ingeborg Sulimma, die an der Vorschule unterrichtet, erhofft sich ein leichtes Arbeiten, zumal die Ceylonesinnen eine zwölfjährige Schulbildung und waches Interesse mitbringen.

„Einen erfolgreichen Aufenthalt in einer neuen Welt!“ Das wünschte Krankenhausdirektor Professor Dr. Walter Schäfer den Gästen bei einem Empfang im Schwesternhochhaus, an dem auch die Pflegerin der Städtischen Krankenanstalten, Stadträtin Käte Reichert, teilnahm. Danach gab es ein Essen für Shiranee, Nalani, Malikka, und wie sie alle heißen, für das ihre Vorgängerinnen aus Indonesien mit an den Kochtöpfen gestanden hatten, um die Kost heimatlicher zu bereiten.

Apropos: die Indonesierinnen. Bis gestern waren sie neun an der Zahl; ab heute, wenn wieder eine Anschlußmaschine in Nürnberg gelandet ist, werden sie ein Dutzend sein. Drei Landsmänninen, die auf ihrem Paß länger hatten warten müssen, kommen nämlich nach. Mit „Hallo“ werden sie bestimmt empfangen werden – und gleich in die Geheimnisse der deutschen Küche eingeführt werden. Auf Gegenliebe stießen nämlich besonders die Christstollen (von den indonesischen Studenten an der Universität in Erlangen ganz zu schweigen!).

Die Mädchen aus Ceylon werden genau wie ihre braunhäutigen Freundinnen drei Jahre lang ausgebildet, und sie bleiben zwei weitere Jahre als Vollschwestern hier. Allgemeine Hoffnung: das Heimweh möge glimpflich vorübergehen…

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