7. August 1967: Eine Gabe der Geuder

7.8.2017, 08:03 Uhr
7. August 1967: Eine Gabe der Geuder

© Gertrud Gerardi

So altehrwürdig das Gebäude ist, das unzählige Pfarrergenerationen überdauert hat, so viele Kleinodien birgt es in seinen Gemäuern, unter anderem eines der ältesten Kirchenbücher.

Es ist den Vorgängern von Pfarrer Jochen Lay, ein gebürtiger Heidelberger, der seit 1. Juni vorigen Jahres in Heroldsberg das Evangelium verkündet, hoch anzurechnen, daß sie seit 1532 das Geschehen in der Kirchengemeinde fein säuberlich aufgeschrieben haben. Die in Pergament gebundenen Bücher geben Aufschluß über Geburten, Hochzeiten, Taufen und Todesfälle in Heroldsberg., das Anno 1525 durch den Rat der freien Reichsstadt Nürnberg reformiert worden ist.

7. August 1967: Eine Gabe der Geuder

© Gertrud Gerardi

Allerdings besagen die Chroniken wenig darüber, was sich in den zurückliegenden 540 Jahren im Pfarrhaus abgespielt hat. Jedenfalls müssen größere Verwüstungen an ihm vorbeigegangen sein. Fest steht, daß es früher von einer trutzigen Wehrmauer umgeben war – Reste sind heute noch davon vorhanden – wahrscheinlich ist, daß früher nur das Erdgeschoß bewohnt war, während unter dem Dach Hopfen gelagert wurde. Erst seit einer Woche sind in allen drei Geschossen des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes Wohnungen vorhanden.

7. August 1967: Eine Gabe der Geuder

© Gertrud Gerardi

Eine kostbare Sehenswürdigkeit für sich ist eine eiserne, mit zollstarken Nieten versehene Eisentruhe. Pfarrer Lay braucht beide Hände, wenn er das Schloß aufsperren will. Der Geistliche bewahrt in ihr den früheren, überdimensionalen Schlüssel der alten Wehrkirche auf. Ein noch wertvollerer Inhalt aber ist das älteste Kirchenbuch der Gemeinde aus dem Jahre 1532.

Öl im Schuppen

Zum Pfarrhaus gehört ein halbverfallener Schuppen, in dem früher Ziegen gehalten wurden. Pfarrer Lay sähe es gern, wenn der Bau abgerissen würde, aber das wäre gleichbedeutend mit dem Verlust von jährlich 24 Ster Holz, die das Forstamt seit Jahrhunderten liefert. Die Beamten überzeugen sich von Zeit zu Zeit, ob der Schuppen auch wirklich noch steht. Das Holznutzrecht hat zu einem seltenen Kuriosum geführt: hinter den windschiefen Mauern wurden hochmoderne Öltanks eingebaut.

Noch einen Nachteil weist das Pfarrhaus auf: es hat einen Gemeindesaal für nur 50 Personen. "Ein bißchen wenig für 3500 Gläubige", bedauert Pfarrer Lay. Deshalb wird im südlichen Teil von Heroldsberg ein neues Gemeindezentrum mit Gottesdienstmöglichkeit gebaut. Bis es soweit ist, gilt es aber zuvor im September den 540. "Geburtstag" des Pfarrhauses zu feiern. Das alte Gebäude soll aus diesem Anlaß zur öffentlichen Besichtigung freigegeben werden.

Verwandte Themen


Keine Kommentare