7. Dezember 1966: Ein "Schuß" Spikes

7.12.2016, 07:00 Uhr
7. Dezember 1966: Ein

© Ulrich

Etwa 80 v. H. der über 100.000 Pkw-Besitzer zücken bereitwillig ihre Brieftasche, um gefahrloser über Schnee und Glatteis rollen zu können – mit Spikes oder M+S-Profilen.

"Bei uns ist der Teufel los", stöhnt der Betriebsleiter einer Reifenfirma, die täglich hundert Kraftfahrer "abfertigen" muß. Der Schneefall an den vergangenen Tagen hat die PS-Bändiger blitzartig daran erinnert, in die Werkstatt zu fahren. Da dort überall der Andrang sehr groß ist, müssen sie längere Wartezeiten in Kauf nehmen.

Die Spikes-Reifen stehen heuer sehr hoch in der Gunst der Kraftfahrer: jeder zweite läßt sie auf seine Felgen montieren. Mit einer "Pistole" werden die zwischen neun und fünfzehn Millimeter langen Stahlstifte in die Laufflächen geschossen. Etwa hundert Stück sind für jeden Reifen notwendig. Die Mehrkosten von 30 bis 40 Mark werden gerne aufgewendet, weil die Nägel vornehmlich bei Glatteis, größere Sicherheit gewährleisten. "Wenn Spikes, dann aber auf allen vier Rädern", empfiehlt der Fachmann, "sonst bricht der Wagen leicht aus." Mit erhobenem Zeigefinger mahnt er aber zur Vorsicht: "Auf trockenen Straßen langsam fahren, weil dann der Bremsweg wesentlich länger ist."

Wem das Dröhnen der Stahlstifte nicht behagt, der greift zu den billigeren M+S-Profilen. Viele Kraftfahrer lassen sich auch ihre Reifen runderneuern. Mit modernen Maschinen werden sie bis auf das Gewebe abgerauht, in einer Trockenkammer auf 70 Grad erhitzt, mit einer Gummilösung bespritzt, dann mit Rohlaufstreifen und Seitenplatten versehen und zum Schluß in der Heizpresse aufgepumpt.

Die besten Reifen nützen jedoch wenig, wenn beim Umgang mit Brems- und Gaspedal jegliche Vorsicht außer acht gelassen wird. Die Polizei kann jetzt davon ein Lied singen, denn die Unfallquote schnellt schlagartig in die Höhe, wenn der Winter hereinbricht.

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