7. Januar 1968: Narren hauen auf die Pauke

7.1.2018, 09:09 Uhr
7. Januar 1968: Narren hauen auf die Pauke

© Gerardi

Unter dem Motto "Lachende Noris" gab der Festausschuß Nürnberger Karneval das offizielle Startzeichen für die neue Saison. Vor über 2000 Gästen im ausverkauften Großen Saal der Meistersingerhalle brannte er ein Feuerwerk der guten Laune ab, das vier Stunden lang auf die Besucher niederprasselte Höhepunkt der vierfarbenbunten Veranstaltung war die Inthronisation des Prinzenpaares, das in den nächsten 51 Tagen und 52 Nächten die Stadt regieren wird.

Der Beifall brandete auf und die Ahaa-Rufe wollten kein Ende mehr nehmen, als Festauschußpräsident Hans Bernhard den Tollitäten Valentin I. und Gerlinde I. die Krone aus lauter roten Rosen und Nelken aufs Haupt setzte – ein sichtbares Zeichen für den Beruf des Prinzen Walter Stummhöfer, der die Tradition des Blumenbinderhandwerks hochhält.

„Seine Totalität“ sorgte aber auch tüchtig dafür, daß seine duftenden Grüße unter das Volk kommen. Beim triumphalen Einzug des Paares ließ er von seinen Hofdamen und Pagen 500 Nelken auswerfen, und die Prominenz auf der Bühne zeichnet er nicht mit dem obligaten Orden, sondern – wie könnte es anders sein – mit einem Rosenpokal aus. Valentin I. kann jedoch auch deutlich durch die Blume sprechen. Das verriet er bei der Proklamation seiner elf Paragraphen.

7. Januar 1968: Narren hauen auf die Pauke

© Gerardi

Das gefeierte Paar verkündete seinen Untertanen, daß ab sofort sämtliche Behördenparkplätze aufgehoben werden, um der schwer arbeitenden Bevölkerung mehr Parkraum zu verschaffen; daß der gesetzliche Urlaub für die Beamten der Stadtverwaltung auf 180 Tage im Jahr erhöht wird, um den Leerlauf im Verwaltungsapparat zu fördern; daß der U-Bahnbau von der Bauernfeindstraße nach Langwasser und weiter bis Kleinschwarzenlohe verlängert wird, damit die Verkehrsprobleme in der Innenstadt erhalten bleiben; daß Erfolgstrainer Max Merkel der Bonner Regierung zur Verfügung gestellt wird, damit auch in der Bundeshauptstadt durch ein härteres Konditionstraining Erfolge erzielt werden; daß der halbfertige und zum Abbruch bereitstehende Kamin der "Müllopfer" als Denkmal stehen bleibt, um für alle Zeiten ein Mahnmal für die Wirtschaftlichkeit der Behördenplanung zu besitzen.

Mit der Übergabe der Stadtschlüssel an das Prinzenpaar meinte es Bürgermeister Franz Haas ernst. Der "OB-Verschnitt", wie ihn unter lautem Gelächter die "Kunni vom Hauptmarkt" (Lucki Gaab) in einem Blumenverkausgespräch nannte, versprach lautstark: "In den nächsten sieben Wochen werden wir uns in den Amtstuben kaum sehen lassen." Valentin I. revanchierte sich mit einem Blumenschlüssel, "damit der Jäger Haas auch in das Reich der Blumenbinder gelangen kann".

Die Prinzessin – mit bürgerlichem Namen Gerlinde Voit – spornte das närrische Volk an, jede Faschingsminute bis zur Neige zu kosten. Über ihre Robe staunten Männer und Frauen gleichermaßen. Der bekannte Modeschöpfer Heinz Oestergard hat für die Quelle-Sekretärin ein Inthronisationskleid im Empire-Stil aus wertvollem Stickereistoff entworfen, das speziell auf Gerlindes Typ abgestimmt ist.

Geschliffene Pointen

Um die feierliche Krönung des Prinzenpaares, das bis zu den drei tollen Tagen Ende Februar wieder Bälle und Sitzungen von Vereinen, Gesellschaften und Firmen besuchen wird, rankte sich ein unterhaltsames Programm. Fesche Gardemädchen und stramme Gardesoldaten wirbelten über die Bühne, Tanzmariechen schwangen ihre Beinchen und Präsident Hans Bernhard mit seinen wackeren Mannen vom Festausschuß sorgte unermüdlich dafür, daß das Stimmungsbarometer immer höher kletterte.

Die geschliffenen Pointen der „Gleisschleifer von der Straßenbahn“ (Toni Edenharder und Herbert Reitelshöfer) kamen ebenso an wie der tiefsinnige Vortrag des Ritters Eppelein von Geilingen (Karl-Heinz Schubert), der seine Kollegen kräftig durch den Kakao zog. Eine vielbelachte Rose in den närrischen Strauß wanden auch die "Sellerie-Sisters" (Leni Pommer, Annemie Schubert), das „Noris-Terzett (Marianne Büllesbach, Wolf Brenndel, Kurt Narius), Egon Helmhagen und die "Skiffel-Band". Wie immer, wenn die „Poiterlesboum“ erscheinen, schüttelten sich auch diesmal die Besucher vor Lachen.

Alles in allem: ein verheißungsvoller Auftakt der närrischen Wochen, in denen es an beschwingten Stunden bestimmt nicht fehlen wird.

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