8. Februar 1967: Narren feiern im Fürther Asyl

8.2.2017, 07:00 Uhr
8. Februar 1967: Narren feiern im Fürther Asyl

© Meyer

Was die große Stadt nicht fertigbrachte, der kleine Nachbar stellte es auf die Beine: eine närrische Schlange mit 20 Festwagen, sechs Fußgruppen und vier Kapellen. Den Nürnbergern bleibt der einzige Trost, daß sie das närrische Treiben mit besten Kräften unterstützt haben, denn sie schickten keine Geringeren als ihren Oberbürgermeister und das Prinzenpaar an der Spitze etlicher Abordnungen.

8. Februar 1967: Narren feiern im Fürther Asyl

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Zusammen mit den Fürthern aber durften sie sogar einen Sieg über den "Größten" feiern, denn die Menschen drängten sich zu Tausenden in den Straßen, obwohl zur gleichen Zeit der Boxkampf zwischen Cassius Clay und Ernie Terrell im Fernsehen gezeigt wurde.

Der ganze Großraum war diesmal unter dem Rathausturm nach Florentiner Vorbild versammelt, als die Narren lautstark durch die Straßen zottelten: neben den Nürnbergern die Erlanger, Cadolzburger, Knoblauchsländer, Stadelner und Burgfarrnbacher feierten gemeinsam jenseits der Stadtgrenze. So durften die Fürther sich den Ruhm in Anspruch nehmen, mit ihrem Geleitzug des Humors den mittelfränkischen Anziehungspunkt am Kehraustag zu besitzen. Die Stimmung war dementsprechend, denn die Menschen am Straßenrand geizten nicht mit Beifall und ermunternden Zurufen.

Sogar die Nürnberger wurden von den Nachbarn umjubelt, obwohl beide Seiten einander nicht immer ganz grün sind. Aber schlanke, schwarzbestrumpfte Mädchenbeine unter gelben Miniröcken öffnen eben selbst der Fürther Männerwelt die Augen. Die AK 04, die Dresdensia und der Nürnberger Trichter verblüfften die Zuschauer der Nachbarstadt vor allem mit vornehmen Karossen, die in Nürnberg eben zum Fasching gehören wie das Bier zu den Weißwürsten.

Nicht nur die großen Wagen mit dem Goldsch…-Esel, den sich jede Stadt in den dürren Jahren wünscht, oder mit den "Gamblern" der Knoblauchsländer Jugend erregten Heiterkeit, sondern auch die Fußgruppen, angefangen bei einem wackeren Rittersmann über muntere Indianer bis zu niedlichen kleinen Kaspern. Die Maskierten auf den Wagen oder auf Schusters Rappen schauten oft genug in eine Zuschauerkulisse, aus der bunte Kostüme hervorleuchteten.

Die Fürther sind seit gestern nicht wiederzuerkennen. In ihrer Zeitung endet der Bericht über den Faschingszug mit den Worten: "Das goldige Fürther Herz barst fast vor Übermut, denn die Nürnberger hatten heuer gar keinen Faschingszug. Und der 1. FCN ist Schlußlicht. Wenn das die Fürther Laune nicht hebt."

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