8. Oktober 1967: Gas in Plastikeimern

8.10.2017, 09:30 Uhr
Erich Winkler deutet mit einem Stock auf das Ventil, aus dem das Gas ausgeströmt ist.

© Ulrich Erich Winkler deutet mit einem Stock auf das Ventil, aus dem das Gas ausgeströmt ist.

In der Endphase des dramatischen Zwischenfalls, über den wir bereits ausführlich berichtet haben, wurde das hochexplosive Gasgemisch mit Plastikeimern aus dem Betonschacht geschöpft, aus dem das flüssige Butan bis weit nach Mitternacht gesprudelt war. Nach vorläufigen Schätzungen ist ein Schaden von etwa 30.000 Mark entstanden. Sachverständige des Technischen Überwachungsvereins und der Landesgewerbeanstalt wollen nun seine genaue Ursache untersuchen.

Als gestern morgen der Gasalarm abgeblasen wurde, fiel vor allem den 50 Personen aus den acht angrenzenden Häusern in der Senefelderstraße ein Stein von Herzen. Sie hatten in aller Eile ihre Wohnungen räumen müssen, die deshalb besonders gefährdet waren, weil sich dort das Gas bei fast völliger Windstille festgesetzt hatte. 33 Menschen mußten die Nacht im Hotel "Am Stadtpark" verbringen, während die übrigen Bewohner Unterschlupf bei Bekannten oder Verwandten fanden. Gestern morgen durften nun alle wieder in ihre Heime zurückkehren.

Starker Wind bannte die Gefahr

Die Hauptlast der Arbeit auf dem hermetisch abgeriegelten Gelände, das zum Teil an die Firma "Progas" vermietet ist, hatte die Feuerwehr zu tragen. Nachdem der Einsatz eines Spezialtankwagens, mit dem das Gasgemisch abgesaugt werden sollte, nicht den gewünschten Erfolg erzielte, wurde das flüssige Gas mit Eimern aus dem Schacht geschöpft. "Fast tausend Liter waren drin", betont Brandrat Reinhard Mengel. Zuvor hatten zwei Feuerwehrleute mit Atemschutzgeräten die Ventildichtung ausgewechselt. Die Männer mußten dicke Lederhandschuhe tragen, denn das ausströmende Butan wies eine Temperatur von zwanzig Grad unter Null auf.

Starker Wind, der nach Mitternacht plötzlich aufkam, half die Gefahr zu bannen; er verflüchtigte das Gasgemisch in den Gärten und Wohngebieten. Ständige Messungen mit Gasspürgeräten zeigten, daß die Explosionsgrenze unterschritten war. Um 3.30 Uhr beendete die Feuerwehr, die ihre finanziellen Auslagen auf 5.000 bis 10.000 Mark beziffert, ihre Arbeit. Bereits eine Stunde zuvor hatte Oberpolizeirat Horst Zeitz Gasalarm und Straßensperren aufheben lassen. Am Morgen schaltete auch die EWAG in der Merian- und Senefelderstraße Strom und Gas wieder an.

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