9. Januar 1968: Schneematsch ärgert Autofahrer

9.1.2018, 07:00 Uhr
9. Januar 1968: Schneematsch ärgert Autofahrer

© Gerardi

Denn hätte man am Sonntag ihre Fahrzeuge an allen Ecken und Enden der Stadt am liebsten gleichzeitig am Werke gesehen, so wurde am Montag der zusammengefahrene, lose Schnee auf den auf den Fahrbahnen zur Quelle neuen Ärgers. Der Belag war an einigen Stellen – insbesondere in der Straßenmitte – knöcheltief, so daß die Autos langsamer vorankamen. Trotzdem: ein Chaos wie in München ist den Nürnbergern durch des Wettergottes Gunst erspart geblieben. Mit etwas Rücksicht und Vorsicht gelangte jeder ans Ziel.

9. Januar 1968: Schneematsch ärgert Autofahrer

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Auch die Straßenbahnen kamen durch. Es ging zwar wegen des gebremsten Individualverkehrs noch etwas zäher als gewöhnlich, aber es gab – von einigen Ausnahmen abgesehen – keine nennenswerten Verspätungen auf der Schiene. „Von 7 bis 20 Uhr müssen die Gehbahnen vom Schnee freigehalten, bei Glätte bestreut und in sicherem Zustand gehalten werden“, verpflichtet die Stadt die Bürger. In den einschlägigen Paragraphen habe die Juristen genau festgelegt, daß die freigehaltene Breite genau dem Fußgängerverkehr entsprechen muß, daß beispielsweise auch die Durchgänge zwischen den Schneewällen an den Straßenrändern gestreut werden müssen.

Die meisten Nürnberger richteten sich nach den Vorschriften. Sie räumten und kehrten, zuweilen sogar fröhlichen Gesichtes. Das waren die Optimisten, die der körperlichen Anstrengung eine gute Seite abgewannen und die Pflicht als Ausgleich für die Feiertagsruhe betrachteten. Im Flockenwirbel versuchten sie, die überflüssigen Pfunde herunterzuschwitzen.

Um auf den Straßen einigermaßen erträgliche Verhältnisse zu schaffen, hat das Reinigungs- und Fuhramt nicht weniger getan als der für seinen Gehsteig verantwortlichen Bürger. „Am Sonntag waren wir 24 Stunden lang auf Trab“, erklärt Amtsleiter Heinrich Dorn. 18 Schneepflüge fuhren paarweise, um insgesamt 500 Kilometer Fahrbahnen im Stadtgebiet freizubekommen. Der zweite Wagen diente dabei gleichzeitig zum Streuen. 60 Tonnen Salz wurden auf den Straßen verteilt.

Gestern beschränkte sich die Arbeit auf das Freischaufeln der Rinnen in der Innenstadt. Das Amt hatte dazu zum Stammpersonal von 120 Männern über 120 Aushilfskräfte angeheuert, deren Dienste mit einem Stundenlohn von 3,15 DM honoriert wurden. Streufahrzeuge wurden nur noch in vereinzelten Fällen eingesetzt.

Dem Vorwurf der Autofahrer, es hätte eben mehr Salz verwendet werden müssen, um die Straßen vollends reinzufegen, begegnet Heinrich Dorn mit dem Hinweis auf die Kosten. „Den Matsch mit Salz wegzubringen, erfordert einen ungeheuren Aufwand“, erklärt der an seinen Etat gebundene Amtsleiter, der im übrigen der Meinung ist, daß der Aufwand in keinem Verhältnis zum Effekt stehen würde.

So vertraut Heinrich Dorn lieber auf seinen „heißen Draht“ zu Petrus. Obwohl die Meteorologen für die nächsten Tage weiterhin Kälte vorausgesagt haben, rechnet er mit wärmeren Zeiten.

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