9. September 1967: Die Räuber entkamen

9.9.2017, 09:15 Uhr
Menschenauflauf vor der Raiffeisenbank: Passanten diskutieren über den dreisten Überfall.

© NN Menschenauflauf vor der Raiffeisenbank: Passanten diskutieren über den dreisten Überfall.

"Geld her oder wir schießen." Mit diesen Worten waren die Täter in das Geldinstitut eingedrungen, in dem sie drei Kunden mit ihren Pistolen in Schach hielten. Als der Geschäftsführer die Mündungen der Waffen auf sich gerichtet sah, raffte er den Kassenbestand zusammen und übergab den Räubern ein Bündel mit Fünf-, Zehn- und Zwanzigmarkscheinen.

In einem grauen Opel Kapitän oder Mercedes, der vermutlich in Nürnberg gestohlen worden ist, fuhr das Trio in Richtung Behringersdorf davon. Die Ermittlungen der Kriminalaußenstelle Schwabach nach den etwa 25-jährigen Burschen, die alle dunkelblaue Nylonmäntel getragen haben, blieben bis jetzt ergebnislos.

Der dreiste Überfall spielte sich in nur zwei Minuten ab. Die 22-jährige Hausfrau Heidi R. aus der Bienengartenstraße erzählte: "Es war gegen 14.45 Uhr. Ich wollte einige Rechnungen überweisen lassen. Plötzlich drängte mich ein junger Kerl im Kassenraum zur Seite. Er fuchtelte mit einer Pistole herum und brüllte unentwegt: "Hunderter raus! Wir wollen Hunderter!" Der Kundin fuhr der Schrecken in die Glieder. "Ich dachte, jetzt knallt es jeden Augenblick." Hinter ihrem Rücken stand der Räuber, der eine Waffe in der rechten Hand hielt.

Abwechselnd zielte er auf die Frau, ihren Stiefvater Thomas F. (45) und den 65-jährigen Flaschnermeister A. vor dem Tresen. Während ein Komplice den Eingang der Bank bewachte, sprang der dritte Mann vor den Geldausgabeschalter und brüllte Geschäftsführer Fritz M. (30) an: "Geld her oder wir schießen." Der Leiter des Instituts berichtete später: "Durch die hohen Glasfenster habe ich die Burschen zunächst gar nicht bemerkt. Als ich auf das Geschrei hin aufblickte, bemerkte ich, was los ist."

Als der Angestellte nur zögernd einige Fünfmarkscheine auf den Tresen schob, fuhr ihn der Unbekannte an: "Wir wollen Hunderter." Darauf Fritz M.: "Wir haben keine." Um den Täter nicht aus der Fassung zu bringen, klaubte er das Geld in seiner Kasse zusammen und gab es dem Burschen, der es hastig in die Taschen seines Anzuges steckte.

Ein 15-jähriger Lehrling, der mit dem Geschäftsführer allein im Bankraum saß, rettete die Situation: er drückte auf den Alarmknopf, worauf die Sirene zu schrillen begann. "Auf, raus", rief der Räuber, der die Eingangstür bewachte, seinen Komplicen zu. Im Nu waren sie verschwunden: sie stürzten auf die Straße und rannten zu dem Wagen in der nahen Behringersdorfer Straße: Als der Motor aufheulte, nahm ein 25-jähriger Bankangestellter die Verfolgung auf.

Der junge Mann hatte den Überfall von einem Nebenzimmer aus verfolgt und war in dem Augenblick durch das Parterrefenster gesprungen, als die Räuber davonrasten. In einem Opel-Kadett folgte er ihnen. Als er aus dem Täterfahrzeug Pistolenläufe auf sich gerichtet sah, duckte er sich hinter dem Steuer. Deshalb mußte er seine Geschwindigkeit vermindern, so daß er den Wagen kurz vor Behringersdorf aus den Augen verlor. Nach seiner Auffassung handelte es sich um einen grauen Opel Kapitän oder Mercedes 190. Schon eine gute Stunde nach dem Überfall glaubte die Kripo, die Räuber gefaßt zu haben.

Bei Boxdorf nahm die Polizei drei Handelsvertreter im Alter zwischen 22 und 28 Jahren aus Selb in der Oberpfalz fest, die in einem grauen Mercedes unterwegs waren. Bei der Gegenüberstellung mit den Zeugen ergab sich aber bald, daß die Männer mit dem Raub nichts zu tun haben.

In der ersten Aufregung war angenommen worden, daß die Täter etwa 6.000 Mark erbeutet haben. Bei der Kassenabrechnung stellte es sich jedoch am Abend heraus, daß sich der Betrag nur auf 3.400 Mark beläuft. Die Burschen hätten auch kaum mehr Geld holen können, weil die Bareinlagen in einem Tesor schlummern. Dieser Geldschrank aber steht in einem anderen Raum…

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