Abi 2015: Schlechte Zeiten für fiese Abischerze?

20.6.2015, 15:32 Uhr
Eher Event als Lehrer-Rache: Die Abiturienten planen meist schon lange vorher ihren großen Tag.

© Mark Johnston Eher Event als Lehrer-Rache: Die Abiturienten planen meist schon lange vorher ihren großen Tag.

Angetäuscht: Die Weißenburger Abiturienten ließen es so richtig krachen und führten eine Menge Menschen an der Nase herum. Offiziell hieß es, die traditionsreiche Veranstaltung am Werner-von-Siemens-Gymnasium werde abgeblasen. Grund seien die unangemessenen Streiche und der Alkoholkonsum der Vorjahre gewesen. Doch dann die große Überraschung: Die Abiturienten und die Schulleitung haben alle auf den Arm genommen.

Wie jetzt?! Schulleiter und Abiturienten kooperieren beim Abi-Streich? Früher wäre das ein Unding gewesen. Da lag der Abi-Streich in der Luft wie ein Gewitter, von dem man nie genau wusste, wann es runterkommt - auch der Schulleiter konnte nur rätseln. Das ist heute eher eine Seltenheit. Im Ehrenbürg-Gymnasium Forchheim beispielsweise gibt es seit einigen Jahren die Regel: Der Scherz wird mit der Schulleitung abgesprochen.

Scherz-Eklat: Gnadenlos und geschmacklos

Vielleicht hätte dies auch das Ausufern eines Abischerzes vor genau zehn Jahren am Gymnasium Herzogenaurach verhindern können. "Gedankenlos, grenzenlos, geschmacklos und gnadenlos" - so betitelte der damalige Schulleiter Michael Stadelmann das Verhalten der Absolventen.

Was war passiert? Beim Abischerz 2005 ging es feuchtfröhlich zu: Wasserbomben im Musiksaal, Schulaufgaben, die nach Wasserspritzpistolen-Attacken nur noch trieften, durchnässte Hefte und Bücher. Gegenüber den Lehrern, vormals Authoritäten, fielen die Hemmungen: Von hinten schütteten die Schüler ihren Lehrkräften Wassereimer übers Haupt. Zu viel des Guten. In seiner Rede bei der Entlass-Feier gratulierte der Direktor den Schülern zwar, kam dann aber auf den Abischerz zu sprechen: "Die Erfahrungen der letzten Wochen zwingen mich, Themen anzusprechen, die die Schule auf unerträgliche Weise belastet haben", begann er und führte fort, dass es offenbar nicht gelungen sei, "neben Fachwissen auch ethische Werte zu vermitteln". Ein Teil der Schüler und Eltern reagierte empört auf Stadelmanns Rede und verließ die Turnhalle.

Seither geht es in Herzogenaurach wieder ruhiger zu. So verabschiedeten sich die Abiturienten in diesem Jahr:

Roth: Jenseits der "Grenzen des Geordneten"

Vor zwei Jahren sorgte auch in Roth ein Abischerz für jede Menge Ärger. Nach Meinung der Schulleitung habe er die "Grenzen des Geordneten überschritten". Der neue Schulleiter, Dr. Rudolf Kleinöder, ist allerdings "optimistisch", dass der diesjährige Scherz "gewisse Grenzen" nicht berühren wird. "Ein bissl Gaudi und Chaos soll schon sein", findet er.

Er hatte auch im vergangenen Jahr nichts daran auszusetzen, dass ein Schrottauto den Eingang zur Schule versperrte - erstmal mussten alle Schüler und Lehrer nacheinander durch das Auto kriechen, bevor sie Eingang in die Schule fanden, später wurde der Direktor entführt und musste von seinen Lehrerkollegen "freigekämpft" werden.

Für dieses Jahr hat Kleinöder dann doch lieber vorab mit den Abiturienten über die Rahmenbedingungen gesprochen. Zum Beispiel dürfen die Wasserschlachten nicht im Schulhaus stattfinden, "damit keiner hinfällt". Alkohol sei verboten, aber "nachdem die Abiturienten zumeist schon die Nacht durchgefeiert haben, stehen die eh noch unter Restalkohol".

Der Abischerz in Roth sei heuer eh etwas eingeschränkt, weil er auf die Südhälfte des Schulgeländes verlegt werden muss. Der Grund: Genau an diesem Tag schreiben die Schüler an der benachbarten Realschule ihre Abschlussprüfungen. "Und die sollen nicht gestört werden." Auf der Südhälfte kann dann - wie von den Schülern geplant - der Showteil mit den Spaßwettkämpfen für die Lehrer und dem Sonderprogramm für die Unterstufenschüler starten.

Hipoltstein: Großes Vertrauen in die Schüler

Ganz beschaulich und harmonisch läufts hingegen in Hilpoltstein ab. Oberstudiendirektor Karlheinz Thoma erzählt, dass "unser eigentlicher Abischerz ja immer am Unsinnigen Donnerstag stattfindet". Nach dem Abitur gibt es schon einen Spaßtag "mit Bull-Riding oder ähnlichem", außerdem immer das traditionelle Fußballspiel Lehrer gegen Zwölftklässler, "und ich pfeife, obwohl ich kein Fußballer bin". Anschließend wird immer gemeinsam gegrillt.

Den Termin dafür haben die Abiturienten zwar noch gar nicht mit ihm abgesprochen. Aber Thoma ist ganz gelassen, er bringe den Schülern "großes Vertrauen entgegen", denn auch bei den Schülerspäßen am Unsinnigen Donnerstag im Fasching erweisen sie sich dessen würdig - "zu 99,9 Prozent."

Wie die Schüler aus Ebermannstadt ihren Abischerz 2015 gestalteten, sehen Sie hier:

 

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