"Babo Blue": Ein Nürnberger Bier in der Höhle der Löwen

25.8.2015, 06:00 Uhr
Patrick Loy aus Nürnberg (l.) hat "Babo Blue" entwickelt. In seiner Heimatstadt gibt’s das Radler in der Tankstelle von Önder Sahin in der Grolandstraße.

© Foto: Maria Timtschenko Patrick Loy aus Nürnberg (l.) hat "Babo Blue" entwickelt. In seiner Heimatstadt gibt’s das Radler in der Tankstelle von Önder Sahin in der Grolandstraße.

Ein Nürnberger, also Franke, braut Bier in Freising, also Oberbayern - und das auch noch auf kölsche Brauart. Ein Unding! Und doch sind die Umstände nicht das Erstaunlichste an Patrick Loys Gebräu. Es ist die Farbe. Denn Patrick Loy braut blaues Bier.

"Babo Blue" steht auf dem Etikett der Flaschen, die als Sixpack vor dem 24-Jährigen auf dem Bistrotisch der Supol-Tankstelle in der Grolandstraße stehen. Er hat einen Arm darauf abgelegt. Das Bier, tatsächlich ein Bier-Mixgetränk, ist sein Baby.

Zu dem er etwas überraschend kam. Oder genauer: "Dass es so groß werden würde, wussten wir nicht." Denn eigentlich hat alles klein angefangen. Und zwar in München, dort studiert Loy Brau- und Getränketechnologie. Ja, auch Bierbrauen will studiert sein.

Die Ausbildung geht dort weit über Hopfen, Malz, Wasser und Gerste hinausgeht. "Das reicht von Anlagenbau, Verfahrenstechnik bis hin zu Mikrobiologie, mit der man die Malz- und Hopfenqualität prüfen kann."

Mixgetränk statt klassischem Bier

Seit vier Jahren lernt Loy dort also alles rund ums Bier. Angewendet hat er sein Wissen dann bei einem Innovationswettbewerb, der auf dem Campus in Weihenstephan jedes Jahr veranstaltet wird. Der Nürnberger landet in einer Projektgruppe mit vier anderen Studenten.

Sie kennen sich nicht, sind sich aber schnell einig: Sie wollen für den Wettbewerb kein klassisches Bier oder ein alkoholfreies brauen. Sondern ein Mixgetränk. Auch, um sich so nicht zu sehr begrenzen zu lassen. Für die Recherche hat die Gruppe die Regale in Getränkemärkten durchforstet, "aber darauf hat man in dem Beruf immer ein Auge". Ihre Idee: ein farbiges Sommerbier. "Und ein blaues gab’s nicht", erinnert sich Patrick.

Dass aus der fixen Idee zu einem Wettbewerb aber ein Geschäft werden würde, ahnten die fünf jungen Männer nicht. Auch nicht, dass ihr erfundener Name ("Jugendwort des Jahres war 2013 Babo - das passte zu Blue") und ihre Werbestrategie irgendwann in die Tat umgesetzt würden.

Aber sie gewannen den Wettbewerb im vergangenen Sommer. Wohl auch, weil ihr „Babo Blue” nicht nur blau ist - sondern auch so schmeckt. Das überraschend wenig süße Radler hat tatsächlich einen Hauch von blauen Beeren. „Wir verwenden für die Limonade Aroma-Essenzen von Heidelbeeren oder schwarzen Johannisbeeren.“ Natürliche Produkte, ergänzt, natürlich, durch einen blauen Farbstoff.

"Babo Blue" im Flixbus

Damit der aber wirkt, muss das Gebraute sehr hell sein, „also in der Farbe“. Das Ergebnis - ist einwandfrei blau. Und inzwischen käuflich. Denn im vergangenen Winter sind nicht nur verschiedene Fernsehsender auf die Blau-Bier-Brauer aufmerksam geworden, sondern auch das Fernbus-Unternehmen Flixbus. Weil auch die Blau im Logo haben, wollten sie „Babo Blue” über Fasching in ihren Fernbussen anbieten.

Damit waren die jungen Braumeister im Geschäft. Sie lieferten 12.000 Flaschen, gebraut im väterlichen Betrieb eines Kommilitonen in Ludwigshafen. Inzwischen gibt es ihr Bier in über einem Dutzend Läden, von Nordrhein-Westfalen bis Rheinland-Pfalz. Und mittlerweile haben sie die zweite Charge mit 33.000 Flaschen abgefüllt.

Als Nächstes Pink?

Viel verdient haben sie bislang nicht, "wir mussten mit vielen Sachen ja in Vorkasse gehen", sagt Loy. Ein Beispiel: Firmen, die Kronkorken bedrucken, "schmeißen ihre Maschinen erst ab ein paar Hunderttausend Stück an". Sie bleiben trotzdem dran, das gilt für das Verkaufen und das Entwickeln. Was folgt, kann Patrick Loy aber noch nicht genau sagen. „Aber Babo Pink würde auch gut klingen.“

In Nürnbergs gibt es Babo Blue in Önder Sahins Tankstelle in der Grolandstraße. Auch er hat das Bier getestet: „Schmeckt gut“. Der Nachteil: die blaue Zunge. 100 - hauptsächlich fränkische - Biere hat er in seinem Shop. Darunter auch die großen Flaschen der Hausbrauerei Altstadthof. Die kennt auch Patrick Loy nur zu gut. Dort hat er Praktikum gemacht. Loys Lieblingsbier aber wird in der Nähe von Erding gebraut: ein Weizen.

Für ihn muss es übrigens am Ende nicht unbedingt eine eigene Brauerei sein. „Ich könnte mir auch vorstellen, in einem größeren Betrieb in der Entwicklung zu arbeiten.“ Talent dafür hat er schon bewiesen.

Bei der Gründer-Show von VOX wollen sie nun eines der Jury-Mitglieder von ihrer Geschäftsidee überzeugen und als potenziellen Investor gewinnen. In der Jury sitzt neben Judith Williams, Frank Thelen, Lencke Steiner und Vural Öger auch Jochen Schweizer, Deutschlands führender Erlebnis-Unternehmer. Für ihren Auftritt haben sich die fünf gewissenhaft vorbereitet: „Wir haben alles gut durchgesprochen und uns alle alten Sendungen angeschaut, um es besser zu machen als andere“, erzählt Loy.

Die Dreharbeiten sind bereits abgeschlossen, am Dienstagabend um 20.15 Uhr wird die Folge ausgestrahlt.

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