Bestechung bei Taxi-Lizenzen: So viel bezahlten Fahrer

29.11.2018, 08:32 Uhr
Der Skandal bei der IHK Nürnberg um 200 gekaufte Lizenzen für Taxi-Unternehmer war am Mittwoch Thema Nummer eins unter Nürnberger Taxerern. (Symbolbild)

© NN Der Skandal bei der IHK Nürnberg um 200 gekaufte Lizenzen für Taxi-Unternehmer war am Mittwoch Thema Nummer eins unter Nürnberger Taxerern. (Symbolbild)

Zwischen 3000 und 7000 Euro habe es gekostet, an einer der extra anberaumten Prüfungen eines bestimmten IHK-Mitarbeiters teilzunehmen, behauptet etwa ein langjähriger Taxifahrer. Wie berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen einen Hauptverdächtigen, der 31 Jahre bei der Industrie- und Handelskammer beschäftigt war. Er soll bestechlich gewesen sein.

200 Prüfungsteilnehmer sollen laut IHK von dem Schmu profitiert haben. Offenbar kamen viele von ihnen aus Berlin, wo die Zahl der Taxen nicht - wie in Nürnberg - beschränkt ist. Wo in Deutschland der begehrte Schein erworben wurde, spielt keine Rolle.

Bestechung bei Taxi-Lizenzen: So viel bezahlten Fahrer

© Foto: Privat

Der Preis für eine bestandene Sachkundeprüfung habe sich nach den Sprachkenntnissen der Teilnehmer gerichtet, sagt der Informant, der sich als Branchenkenner bezeichnet. Vier Männer aus der Taxi-Szene hätten dem IHK-Prüfer regelmäßig Kunden verschafft, die zum Teil weder lesen noch schreiben konnten. Solche Härtefälle mussten angeblich bis zu 7000 Euro hinlegen, um den sogenannten Unternehmerschein zu bekommen.

Für Geld helfen lassen

Wer in Nürnberg eine der 500 Taxi-Konzessionen samt Firma erwerben will, muss die bestandene Prüfung vorweisen können. Insgesamt 1300 Fahrer sind in der Stadt unterwegs. Auch unter denen, die gestern vor dem Hauptbahnhof auf Kundschaft warten, wollen viele Gerüchte über Unregelmäßigkeiten bei der IHK gehört haben. Er kenne Kollegen mit einem Unternehmerschein, die kein Wort Deutsch könnten, sagt einer. Das habe ihn sehr gewundert. Ein anderer will zwei Leute persönlich kennen, die sich für Geld helfen ließen bei der schwierigen Sachkundeprüfung.

Er sei selbst beim ersten Mal durchgefallen, erzählt ein wartender Taxi-Unternehmer, obwohl er sich neun Monate lang vorbereitet habe. An Fragen nach dem Unterschied zwischen Grundschuld und Hypothek und anderen betriebswirtschaftlichen Grundkenntnissen scheitern laut IHK etwa 60 Prozent der Teilnehmer. Nur bei den "Sonderprüfungsterminen" des verdächtigten IHK-Mitarbeiters habe jeder bestanden.

Eigentlich, sagt Wolfgang Ziegler, der Chef der Taxi-Genossenschaft, sei es purer Zufall, dass der Fall seine Branche treffe. Der mittlerweile entlassene Sachbearbeiter hätte ebenso gut für kaufmännische Prüfungen zuständig sein und dort die Hand aufhalten können. Für Ziegler haben die zuletzt neu dazugekommenen Taxi-Unternehmer in der Stadt "durchweg ordentliche Sachkunde". Die kriminellen Käufer säßen überwiegend in Berlin.

Bei der IHK fragten gestern Medien aus ganz Deutschland nach dem Fall, angeregt durch den Bericht unserer Zeitung. Den Artikel hat die Kammer soeben in einem Newsletter an die ehrenamtlichen Prüfer aller Branchen verschickt.

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