Bornemann und Schamberger: Der Club ist zur Zeit kein Depp

16.5.2018, 08:28 Uhr
Bornemann und Schamberger: Der Club ist zur Zeit kein Depp

© Tobias Klink

"Ich werde es nicht zurücknehmen", sagte NZ-Kolumnist  Klaus Schamberger im Rahmen der Reihe "NZ-Dialog "dem augenblicklichen Erfolg zum Trotz. Man wisse ja nicht, was die Zukunft bringe und ob der Verein nicht doch bald wieder Negativschlagzeilen produziere. Schamberger stellte sich gemeinsam mit Andreas Bornemann, Sportvorstand des 1.FC Nürnberg, den Fragen der NZ-Chefredakteure Stephan Sohr und Andre Fischer. Und nicht in allen Punkten rund um den Club waren die beiden einer Meinung.



Schamberger zum Beispiel ist gegen einen Stadionumbau und glaubt auch nicht, dass es positiven Einfluss hat, wenn die Fans durch eine Abschaffung der Laufbahn näher am Spielfeld dran sind. "Wir müssen an unserem Stadion gar nichts verändern", sagte der frühere Chefredakteur der Abendzeitung unter großem Beifall der rund 100 Besucher im gut  gefüllten Gutmann. Bornemann dagegen hält es für problematisch, dass  in Nürnberg schon 30.000 bis 35.000 Zuschauer kommen müssten, um  Stadionatmosphäre zu erzeugen. Das Beispiel des FC Ausgburg habe  gezeigt, wie wichtig ein gutes Stadion für die Entwicklung eines Vereins  sei. Der Sportvorstand musste freilich auch einräumen, dass es  Gegenbeispiele gebe wie etwa Alemannia Aachen. Der Traditionsverein, 2006/07 noch Bundesligist, hat sich bei seinem Stadionprojekt böse verkalkuliert und spielt nun in der viertklassigen Regionalliga West.

"Abstieg mit Anstand" wäre nicht schlimm

Auch beim Thema Verkauf des Stadiongeländes oder Einstieg finanzkräftiger Investoren zeigte sich Schamberger deutlich skeptischer als Bornemann, der immer wieder anmahnte, dass der Club wettbewerbsfähig bleiben müsse. In einem Punkt waren sich beide jedoch einig - den Abend, als der Club Eintracht Braunschweig mit 2:0 bezwang und damit den Aufstieg fast perfekt machte, haben sowohl Schamberger als auch Bornemann genossen. In der kommenden Saison den Klassenerhalt zu schaffen, wird laut Bornemann durchaus eine Herausforderung angesichts der Tatsache, dass auch Vereine wie Freiburg, Mainz oder Augsburg dem Club wirtschaftlich weit enteilt seien. Die Tabelle spiegele meist den wirtschaftlichen Etat der Vereine wider. Schamberger indes fände einen Abstieg gar nicht so schlimm, solange es sich um einen "Abstieg mit Anstand" handelt und "man guten Fußball im Stadion zu sehen bekommt". 

Bundesliga-Tabelle ohne den FC Bayern München 

Überhaupt sei die Bundesliga ja doch sehr langweilig. "Man sollte eine Tabelle einführen, in der der FC Bayern nicht mehr vorkommt", so Schamberger. An der Vormachtstellung der Münchner, so Bornemann 
schmunzelnd, werde Nürnberg wohl so leicht nicht rütteln können. Zu  Beginn der Diskussion ging der Blick zurück in eine Zeit, als die  Kräfteverhältnisse noch anders waren, der Club die Bayern mit 7:3  bezwang und schließlich Deutscher Meister wurde. Wobei dies gar nicht  das beste Spiel des Clubs in der Saison 1967/68 war, wie Zeitzeuge  Dieter Bracke einwarf. Beim 1:0 gegen Mönchengladbach habe das Team von Trainer Max Merkel noch besser gespielt, so der frühere NZ-Sportchef. 1969 folgte auf die Meisterschaft der Abstieg. Und der so ruhmreiche Club war zum ersten Mal ein Depp.

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