Brehm: Nürnberg fehlt ein bisschen Großstadtflair

Nürnberg - Nürnberg sei die "langweiligste Großstadt in Deutschland", behauptete "Der Spiegel" 1992. Seitdem arbeitet sich die Stadt an dem Verriss ab und versucht sich modern oder aufgeschlossen zu zeigen. Sebastian Brehm, CSU-Fraktionsvorsitzender, befürchtet nun, dass Nürnberg "wieder einschläft". Im NZ-Interview fordert er, mehr für das "Großstadtflair" zu tun.

NZ: Hat Nürnberg im Vergleich zu anderen Großstädten zu wenig Großstadtflair?

Brehm: Ich denke ja. Uns fehlt ein bisschen Großstadtflair, was Architektur, was Weltoffenheit, was auch Restaurants, Geschäfte und Firmen angeht, obwohl wir die Chance dafür auch hätten, weil viele Unternehmen in der Region zu Hause sind, die sich am Weltmarkt behaupten. Aber dennoch schaffen wir es nicht, Weltoffenheit zu vermitteln. Ich glaube allerdings, dass das Großstadtflair nicht allen Verantwortlichen in der Stadt fehlt. Sie verwalten lieber eine behütete Kleinstadt und nicht eine Großstadt mit vielen metropolitanen Einflüssen.

NZ: Heißt das, dass Nürnberg wieder in die Lethargie der 90er Jahre zurückfällt?

Brehm: Die Gefahr besteht, dass die Stadt Nürnberg wieder einschläft, weil viele Dinge in der Stadt nicht in der Weise vorangehen wie sie könnten. Das beste Beispiel ist das Thema Quelle. Man hätte die große Chance gehabt, einen ganzen Stadtteil wirklich international zu entwickeln. Stattdessen wartet man so lange ab, bis ein fremder Investor kommt, der dann letztlich eine normale Immobilie daraus macht. So bringt man keinen ganzen Stadtteil nach oben.

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Nürnberg

11.6.2015, 12:13 Uhr

Die Fürther Straße im Wandel der Zeit

Man hätte zwischen Nürnberg und Fürth die alte technische Verbindung durch den Adler mit einem Großstadtboulevard wieder einführen können. Verbunden mit der Universität, verbunden mit Instituten, verbunden mit neuen Wohnungen, mit Gastronomie, mit verkehrlicher Anbindung. Die Fürther Straße als Großstadtboulevard – diese Chance hat man bisher verstreichen lassen. Man bleibt in diesem 80er-Jahre-Charme stecken und versucht, die Immobilien zu vermieten oder einfach weiter zu betreiben.

NZ: Ihre Partei hat immer bemängelt, dass die Fürther Straße weit davon entfernt ist, eine großstädtische Straße zu sein. Was muss sich ändern?

Brehm: Die Fürther Straße ist eine in den 70er Jahren umgebaute Straße, mit vielen Ecken und Kanten, mit vielen Kurven und Kuppeln. Man müsste die verkehrliche Führung so ändern, dass die Straße wieder an den alten Boulevardcharakter anknüpft: Vierspurigkeit, Bäume, Fahrradwege, Fußgänger – aber klare Konturen, klare Strukturen bis nach Fürth.

Man hat die große Chance, wenn man es gemeinsam macht, die Fürther Straße wirklich als Technikmeile bis nach Fürth zu bauen, aber dazu braucht es Mut.