Brutale Prügelei im Nürnberger Rotlichtviertel
15.01.2015, 06:00 UhrDer Angeklagte ist geständig - zumindest soweit er sich an die folgenreiche Nacht im August vergangenen Jahres erinnern kann. Damals, so die Anklage, soll er an der Ecke Frauentorgraben/Engelhardsgasse Prostituierte beleidigt haben, die an Fenstern auf Kundschaft warteten. Als ihn ein anderer Nachtschwärmer zurechtwies, habe er ihn brutal verprügelt. Mit dem Fuß soll er ihn dabei so stark ins Gesicht getreten haben, dass er kurzzeitig das Bewusstsein verlor.
Aus der Untersuchungshaft schickte der junge Mann seinem Opfer ein Entschuldigungsschreiben. 2000 Euro hat er ihm zukommen lassen, damit er die brutale Tat so schnell wie möglich vergessen kann. Bei seinem Opfer stößt er damit auf offene Ohren. „Für mich ist das gegessen“, sagt der 28-Jährige und reicht seinem Peiniger im Gerichtssaal die Hand. Er habe schließlich selbst schon einiges auf dem Kerbholz und wisse, wie es im Gefängnis ist, sagt er.
Opfer klopft seinem Peiniger auf die Schulter
Als das Opfer nach seiner Aussage den Sitzungssaal verlässt, klopft er dem Angeklagten aufmunternd auf die Schulter. „Das Urteil wird nicht so hart, das ist ein Guter“, sagt er im Hinblick auf den Vorsitzenden Richter Ulrich Flechtner, mit dem er offensichtlich auch bereits Bekanntschaft gemacht hat.
Das Gericht versuchte am Mittwoch indes, Licht in das Geschehen in der dunklen Nacht zu bringen. Prostituierte hatten Videoaufnahmen davon gemacht, wie sich ein Mann – vermutlich der Angeklagte – mit einem anderen – vermutlich das Opfer – stritt. Viel zu erkennen ist darauf jedoch nicht. Die Aufnahmen sind recht unscharf, außerdem wurden sie offensichtlich aus größerer Entfernung gemacht.
Der Angeklagte selbst konnte wenig dazu beitragen, wie es dazu kam, dass er dem 28-Jährigen einen Fußtritt ins Gesicht verpasst hat. An dem Abend, so schildert er, habe er sich nach seiner Spätschicht mit Freunden getroffen, Playstation gespielt und getrunken. Anschließend sei man in die Innenstadt weitergezogen. „In der U-Bahn habe ich schon gemerkt, dass ich betrunken bin“, sagt der Angeklagte. Weitergetrunken hat er dort mit seinen Kumpels trotzdem. Ebenso in einem Club in der Innenstadt. Dass er dort von Türstehern rausgeschmissen wurde, daran kann sich der Angeklagte nicht mehr erinnern. Erst als die Handschellen klickten, setzt seine Erinnerung wieder ein.
Der Alkohol macht ihn aggressiv
Etwa 1,2 Promille soll er zur Tatzeit gehabt haben. Er sei nicht an Alkohol gewöhnt, sagte er vor Gericht. Weil er ein halbes Jahr vor der Tat mit Restalkohol am Steuer seines Wagens erwischt wurde, trinke er nur noch gelegentlich. Dabei ist es nicht das erste Mal, dass er unter Alkoholeinfluss aufgefallen ist. Wegen Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung und Körperverletzung ist er den Behörden bereits bekannt – als er die Taten beging, war er jedes Mal betrunken. „Nüchtern habe ich noch nie Probleme gehabt“, sagt der Angeklagte vor Gericht, „aber wenn ich getrunken habe, dann reagiere ich anders, einfach aggressiver.“
Insgesamt hat das Gericht drei Verhandlungstage anberaumt. Ein Urteil wird Anfang kommender Woche erwartet.
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